Berlin (epd). Die Hälfte der Rohingya in Bangladesch sind Kinder oder Jugendliche, wie es einem am Donnerstag von der Menschenrechtsorganisation veröffentlichten Bericht heißt. Dafür wurden den Angaben zufolge im Februar 2019 insgesamt 97 Flüchtlinge interviewt, die in neun Flüchtlingslagern in der Grenzregion Cox's Bazar leben.
Laut Amnesty ist es Rohingya in Bangladesch verboten zu arbeiten, deshalb seien die meisten von humanitärer Hilfe abhängig. Diese sei jedoch unzureichend. Die Menschen müssten zudem bei sengender Hitze dauerhaft in temporären Unterkünften wohnen, die kaum Schutz vor Monsunregen böten. Die hygienischen Zustände in den Lagern seien "teilweise katastrophal", so gebe keinen ausreichenden Zugang zu Trinkwasser.
Überdies erhöhe die Regierung in Bangladesch aktuell den Druck auf geflüchtete Rohingya, kritisierte Amnesty. So sei im Januar 2019 verkündet worden, dass Rohingya anhand von Namenslisten aus weiterführenden Schulen ausgeschlossen würden.
Umsiedlung wird erwogen
Zudem werde erwogen, rund 100.000 Rohingya-Flüchtlinge nach Bhasan Char umzusiedeln, eine bislang unbewohnte Insel im Golf von Bengalen. "Die Unterbringung von Menschen an diesem isolierten gefährlichen Ort lässt weitere menschenrechtliche Einschränkungen wahrscheinlich werden, darunter Verletzungen der Rechte auf Freizügigkeit, Bildung und auf eine angemessene Gesundheitsversorgung", warnte Bernhard Hertlein, Bangladesch-Experte bei Amnesty International in Deutschland.
Amnesty fordere von der Regierung in Bangladesch, alle Restriktionen gegen Rohingya aufzuheben und dafür zu sorgen, dass ihre Menschenrechte gewahrt werden. Die internationale Gemeinschaft sei aufgerufen, ihre finanziellen und technischen Hilfsleistungen auszuweiten und die Regierung von Bangladesch darin zu unterstützen, langfristige Perspektiven für die Geflüchteten zu entwickeln.
Nachdem die Rohingya-Miliz Arsa Ende August 2017 Dutzende Polizeiposten im Rakhine-Staat überfallen und zwölf Sicherheitskräfte getötet hatte, ging Myanmars Armee brutal gegen die gesamte Rohingya-Bevölkerung vor. Den Streitkräften werden Morde, Massenvergewaltigungen, Folter und das Niederbrennen Hunderter Dörfer vorgeworfen. UN-Ermittler sprechen von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
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