Frankfurt a.M. (epd). Bei der Ebola-Bekämpfung im Kongo will der Gesundheitsexperte Mosoka Papa Fallah wo nötig auch Milizenführer einbinden. "Das ist ein radikaler Vorschlag", räumte der Wissenschaftler im Interview mit dem Frankfurter Magazin "welt-sichten" (September-Ausgabe) ein. "Aber wo sie großen Einfluss haben, sollte man die Kommandanten von Milizen als Führer ansprechen." Auch solche Wege, infizierte oder gefährdete Menschen zu erreichen, könnten seiner Einschätzung nach helfen, die Ebola-Epidemie im umkämpften Ostkongo unter Kontrolle zu bringen.
In der Region kämpfen zahlreiche bewaffnete Milizen und Banden um Einfluss und Ausbeutung der reichen Bodenschätze. Die anhaltende Gewalt behindert die Eindämmung der Ebola. Seit dem Ausbruch vor rund einem Jahr wurden bereits fast 3.000 Fälle bekannt, fast 2.000 Menschen starben bislang. "Ich schlage vor, Wege zu suchen, mit Rebellen einen Waffenstillstand bis zum Ende der Epidemie auszuhandeln", sagte Fallah, der stellvertretende Direktor des Instituts für öffentliche Gesundheit in der liberianischen Hauptstadt Monrovia.
Viele Menschen in Bewegung
Neben den Kämpfen und Sicherheitsproblemen hemme auch die hohe Mobilität der Menschen im Ostkongo die Maßnahmen gegen Ebola. Viele Menschen seien in Bewegung - nicht zuletzt als Folge des Bürgerkrieges, erklärte Fallah, der kürzlich in der Krisenregion war. "Das trägt dazu bei, die Krankheit noch weiter zu verbreiten." Der wichtigste Grund, warum die Epidemie trotz inzwischen verfügbarer Impfungen nicht unter Kontrolle gebracht wird, seien aber Misstrauen und Widerstand in der Bevölkerung gegen die Ebola-Einsatzkräfte. "Egal wie gut eine Impfung ist, die Menschen müssen sie wollen und müssen Vertrauen zu den Medizinern haben", betonte Fallah. "Sie zu beteiligen und ihren Widerstand aufzulösen, ist das Entscheidende."
Bei dem verheerenden Ebola-Ausbruch in Westafrika ab 2013 mit rund 11.300 Toten sei es eine wichtige Strategie gewesen, sowohl lokale Amtsträger als auch informelle Führungspersonen zu beteiligen, denen die Dorfbewohner vertrauten. "Auf die Leute vor Ort sollten wir setzen, zum Beispiel auf Marktfrauen und ihre Kinder", sagte Fallah. "Wenn die Menschen ihre Söhne und Töchter oder ihre respektierten Führer hören, wirkt das."
Wichtig sei auch eine "Ebola-Ökonomie", wie sie in Liberia beachtet worden sei: "Wir haben dafür gesorgt, dass ein Teil des Geldes für die Bekämpfung der Krankheit in die Taschen der Einheimischen floss, die dabei halfen", erklärte der Experte. Im Kongo habe er gehört, dass nur wenig Geld an lokale Gemeinschaften gehe. Fallah regte an, zudem mehr Brunnen zu bohren und so auch etwas gegen die wirtschaftliche Not zu tun. "Viele Ortschaften im Ostkongo haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, aber die Helfer sagen den Leuten, sie sollten ihre Hände gründlich waschen."
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