Militär in Kamerun setzt nach Gefechten Ausgangssperre durch

Der englischsprachige Teil Kameruns kommt nicht zur Ruhe. Streitkräfte und Polizei setzten am Donnerstag mit massivem Aufgebot in der Stadt Bamenda eine weitgehende Ausgangssperre durch.

Genf, Jaunde (epd). Bewohner der größten Stadt der Region haben auf Twitter von auffahrenden Panzern und Mannschaftswagen berichtet. Offizielle Bestätigungen dafür gab es nicht. Dem harten Durchgreifen der Sicherheitskräfte waren Gefechte mit Rebellen am Mittwoch vorausgegangen, bei denen laut dem Nachrichtenportal "Daily News Cameroon" mindestens eine Person erschossen wurde.

Die Gewalt folgte auf die Entscheidung eines Militärgerichts vom Dienstag, zehn Oppositionelle zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Unter ihnen ist auch der Anführer der Separatistengruppe SCNC, Sisiku Ayuk Tabe. Das Gericht sprach die Angeklagten der Rebellion, des Terrorismus und separatistischer Bestrebungen schuldig. Tabe gilt als "Präsident" der vom SCNC ausgerufenen englischsprachigen "Republik Ambazonien".

Umstrittene Wiederwahl

Die Beschuldigten waren in der nigerianischen Hauptstadt Abuja festgenommen und an Kamerun ausgeliefert worden. Die Vereinten Nationen hatten die Auslieferung scharf kritisiert. Einem weiteren Oppositionsführer, Maurice Kamto, droht wegen Rebellion die Todesstrafe.

Hintergrund der Anklagen sind Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Paul Biya im Oktober 2018. Kamto und weiteren führenden Mitgliedern seiner Partei MRC werden unter anderem Beleidigung des Präsidenten, Vaterlandsverrat und Aufwiegelung zur Revolte vorgeworfen. Kamto und etwa 150 seiner Anhänger wurden Ende Januar bei einer Demonstration gegen die Regierung festgenommen.

Bürgerkriegsähnlicher Konflikt

Biya regiert das Land seit 1982 zunehmend autokratisch. Die Opposition wirft ihm Wahlbetrug und Menschenrechtsverletzungen vor. Im Westen des Landes herrscht zudem seit rund zwei Jahren ein bürgerkriegsähnlicher Konflikt. Die dortige englischsprachige Minderheit wirft der Regierung vor, gegenüber der französischsprachigen Bevölkerungsmehrheit benachteiligt zu werden. Die Zahl der Toten allein im vergangenen Jahr wird auf mindestens 400 geschätzt.

Die einstige deutsche Kolonie Kamerun liegt in Zentralafrika und war nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt worden. Im Zuge der Unabhängigkeit von Großbritannien hatten die Bewohner der heutigen Provinzen Südwest und Nordwest sich 1961 entschieden, sich Kamerun anstatt Nigeria anzuschließen.

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