Frauenrechtlerin sieht den Irak nach dem Sieg über IS-Miliz gestärkt

epd-bild/Norbert Neetz
Die kanadisch-irakische Frauenrechtlerin Layla Alkhafaji
Jahrelang litt der Irak unter der Herrschaft des "Islamischen Staates". Heute sei die Lage deutlich besser, sagt Frauenrechtlerin Layla Alkhafaji. Doch für Frauen sei das Land noch immer sehr gefährlich.

Lindau (epd). Der Irak ist nach Worten der kanadisch-irakischen Frauenrechtlerin Layla Alkhafaji durch den Sieg über die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) stärker geworden. "Wir haben bewiesen, dass wir mit all unserer Diversität vereint gegen den Feind vorgehen können", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der 10. Weltversammlung der interreligiösen Organisation "Religions for Peace" (Religionen für den Frieden) in Lindau. Heute sei die Lage deutlich besser als nach dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein im Jahr 2003.

"In Bagdad sind die Straßen um ein Uhr nachts noch voller Leben", sagte Alkhafaji. Das Land habe eine junge Bevölkerung und verfüge über große Ölressourcen. Die Frauen seien willensstark und kämpften erfolgreich für mehr Rechte, für Frauenquoten im Parlament und in Parteien sowie für mehr Mitsprache in der Regierung.

17 Jahre im Exil

Alkhafaji war wegen ihres Engagements unter Saddam Hussein zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt worden und nach elf Jahren auf internationalen Druck hin freigekommen. Sie habe 25 Freundinnen und Kolleginnen bei Hinrichtungen verloren, sagte sie. Da sie nach ihrer Freilassung immer noch bedroht war, verließ sie den Irak und wanderte über den Libanon nach Kanada ein, wo sie 17 Jahre im Exil lebte und als Ingenieurin arbeitete.

Nach dem Sturz des Diktators kehrte sie in ihre Heimat zurück und engagierte sich zeitweise als Parlamentarierin. Heute gehört die Anhängerin der schiitischen Glaubensrichtung im Islam dem Politbüro der Hikma-Bewegung an.

Frauen gut ausgebildet

Für Frauen sei es wegen der Männerdominanz immer eine Herausforderung gewesen, politisch aktiv zu sein, obwohl sie im Irak häufig sehr gut ausgebildet seien, betonte Alkhafaji. Mit Blick auf Mordanschläge auf bekannte Frauen in der jüngsten Vergangenheit auf offener Straße wies sie auf Forderungen ihrer Bewegung hin, dass der Staat die Kontrolle über die Waffen im Land übernehme. Zuversichtlich äußerte sich Alkhafaji indes hinsichtlich der Vielfalt in der irakischen Gesellschaft - sie zeige sich trotz Gewalt und Zerstörung seitens der IS-Dschihadisten gerade in Gebieten der Minderheiten.

Die irakische Gesellschaft sei wie ein Blumenstrauß, fügte Alkhafaji hinzu. Jede Blume sei einzigartig, habe ihre eigene Farbe und einen speziellen Duft. So sei es auch mit den Bevölkerungsgruppen im Irak - etwa den Kurden, Turkmenen, Schiiten, Sunniten oder den Jesiden. Wenn man eine Blume herausnehme, sei der Strauß nicht mehr vollständig.

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