Frankfurt a. M. (epd). Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Urgewald ist gegen die Aussetzung von Fördergeldern zum Schutz von Brasiliens Regenwald. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro habe zwar eine "ganz furchtbare Haltung" zum Regenwald. Am Ende zähle aber, dass mit dem Geld nicht der Präsident, sondern jene Menschen in Brasilien unterstützt würden, die für den Schutz des Regenwaldes ihr Leben riskierten, sagte die Weltbank-Expertin der Organisation, Ute Koczy, im westfälischen Sassenberg dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Mit der Kürzung von 35 Millionen Euro, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) vorerst aussetzen will, könne sie Bolsonaro ohnehin nicht strafen, sagte Koczy. "Der pellt sich ein Ei drauf." Würden die Projekte aber gestoppt, würden die Verbindungen zu Klima- und Umweltschützern sowie Indigenen gekappt, die für den Schutz des Regenwaldes einträten und derzeit in Brasilien starke Repressionen erleben.
"Gewohnheiten grundlegend ändern"
Stattdessen forderte Koczy radikale Lösungen, um die Abholzung im Amazonas zu stoppen. Dazu gehörten ein Verzicht auf brasilianisches Soja in Produkten und als Futtermittel sowie auf Fleisch aus Brasilien. Zudem müsse die Bundesregierung das erst Ende Juni 2019 vereinbarte Freihandelsabkommen mit dem Mercosur-Staatenbund aufkündigen.
"Der drohende Verlust des Regenwaldes müsste uns eigentlich schon jetzt zwingen, unsere Gewohnheiten grundlegend umzustellen", sagte die Entwicklungsexpertin. Wenn der Bundesregierung tatsächlich an einem Stop des Klimawandels liege, dann sollte man besser jetzt schon selbstbestimmt radikale Entscheidungen treffen. "Wir haben nicht mehr viel Zeit", unterstrich Koczy. "Ist der Regenwald weg, ist das Weltklima nicht mehr zu retten."
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