Frauen und Kinder unter Todesopfern des Bootsunglücks im Mittelmeer

Bei dem Bootsunglück mit bis zu 150 Opfern vor der libyschen Küste sind nach UN-Angaben auch viele Frauen und Kinder ums Leben gekommen.

Rom, Berlin (epd). Von den bislang geschätzten rund 300 Flüchtlingen an Bord hätten nur 140 das Unglück überlebt, teilte der Sprecher des UN-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) für Afrika und den Mittelmeerraum, Charlie Yaxley, dem Evangelischer Pressedienst (epd) am Freitag mit. Zwei der Überlebenden schweben laut Yaxley noch in Lebensgefahr.

Die überwiegend aus Eritrea und dem Sudan stammenden Flüchtlinge waren den Angaben zufolge von der Stadt Al-Chums 100 Kilometer östlich von Tripolis aus in einem Holzboot gestartet. In weiteren Berichten war zunächst von zwei Booten die Rede gewesen. Nachdem das Boot kenterte, retteten Fischer die Überlebenden. Diese wurden anschließend von der libyschen Küstenwache zurückgebracht. Einige von ihnen schwammen dem UNHCR-Sprecher zufolge selbst an Land. Die Überlebenden wurden in das Internierungslager Tadschura östlich von Tripolis gebracht, in dem Anfang des Monats bei einem Luftangriff 50 Migranten ums Leben gekommen waren.

Kritik an Rückführung

Die private Seenotrettungsorganisation Sea-Watch kritisierte auf Twitter, die Menschen seien an jenen Ort zurückgebracht worden, dem sie gerade entkommen wollten. Laut Sea-Watch befinden sich derzeit mindestens sieben weitere Flüchtlingsboote auf dem offenen Meer. Rettungsschiffe seien aber dort nicht unterwegs. "Angesichts der heutigen Tragödie hat sich das Pull-Faktor-Argument einmal mehr als realitätsfern erwiesen", schrieb Sea-Watch. Unter anderem hatte Italien den privaten Rettungsorganisationen vorgeworfen, durch ihre Präsenz auf dem Mittelmeer die Bootsflucht nach Europa anzuheizen.

Sollten sich die Angaben über bis zu 150 Tote bestätigen, wäre es das schwerste Bootsunglück mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer seit Jahresbeginn. Die libysche Küstenwache brachte laut UNHCR seit Januar 4.000 Migranten zurück nach Libyen. Viele von ihnen seien dort in den Lagern anhaltender Gewalt ausgesetzt, betonte Yaxley.

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