Caritas-Präsident: Militär-Milliarden in zivile Hilfe umwidmen

Neher kritisiert weltweite steigende Rüstungsausgaben
Hochrüstung der Armeen und Kürzungen bei Friedensmissionen beobachtet Caritas International. Eine Fehlentwicklung - Afghanistan etwa zeige, dass sich die Lage der Menschen so nicht verbessere.

Freiburg (epd). Mehr Geld für Rüstung, weniger Geld für Notleidende: Diese weltweite Entwicklung kritisierte das katholische Hilfswerk Caritas International am Donnerstag. Die Vereinten Nationen hätten etwa das Budget für die Friedensmissionen im kommenden Jahr um 65 Millionen US-Dollar gekürzt, dafür stiegen die Militärausgaben der Bündnismitglieder voraussichtlich im fünften Jahr in Folge.

"Es ist nicht nachzuvollziehen, wenn auf weltpolitischer Ebene davon geredet wird, Fluchtursachen bekämpfen zu wollen, während parallel dazu die Armeen hochgerüstet werden", sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, in Freiburg. Vor allem, da es zahlreiche Beispiele gebe, die zeigten, dass höhere Militärausgaben die humanitäre Situation in vielen Teilen der Welt keinesfalls verbessert hätten.

Mehr als 130 Millionen Menschen in Not

Hinzu komme, dass sich die Zahl der Hilfsbedürftigen in den vergangenen zehn Jahren deutlich erhöht habe. So seien 2010 etwa 52 Millionen Menschen in Not gewesen, derzeit seien es etwa 132 Millionen. In der Folge seien viele Hilfsprojekten unterfinanziert. Die UN etwa gaben an, dass 2018 elf Milliarden Dollar für humanitäre Krisen fehlten. "Man darf sich nicht vorstellen, was zivile Organisationen mit den mehr als 900 Milliarden Dollar hätten erreichen können, die das US-Militär in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten für den Krieg in Afghanistan ausgegeben hat", sagte der Caritas-Präsident.

Sehr kritisch sieht er auch das Nato-Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. "Sollte Deutschland, wie viele andere Staaten, dem Druck des US-Präsidenten Donald Trump nachgeben und sich dem Zwei-Prozent-Ziel weiter annähern, muss davon ausgegangen werden, dass mittelfristig weniger Geld für die humanitäre Hilfe zur Verfügung steht", warnte Neher. Besonders fatal sei, dass diese zwei Prozent, die Milliardeninvestitionen in die Rüstung nach sich ziehen werden, eine willkürlich festgelegte Zahl sei.

Zwei-Prozent-Ziel zur Diskussion stellen

Der Caritas-Präsident forderte die Bundesregierung auf, das Zwei-Prozent-Ziel zur Diskussion zu stellen und gesprächsbereit zu sein bei der Frage, wofür das Geld verwendet werden solle. "Geht es um reine Abschreckungsmaßnahmen, oder könnten die zusätzlichen Mittel auch für friedenssichernde Missionen eingesetzt werden?", sagte Neher. Ersteres sollte keinesfalls passieren. Die Erfahrungen des Kalten Krieges dürften nicht in Vergessenheit geraten.

Caritas international hat im vergangenen Jahr Hilfsprojekte in 78 Ländern mit rund 81 Millionen Euro unterstützt, ein neuer Höchststand. Neben öffentlichen und kirchlichen Mitteln gingen mehr als 26 Millionen Euro an privaten Spenden ein. Am meisten Spenden, knapp fünf Millionen Euro, kamen im vergangenen Jahr den Angaben zufolge für die Unterstützung der Opfer des Erdbebens und Tsunamis im indonesischen Sulawesi, gefolgt von 1,6 Millionen Euro Spenden für die Hilfe im Jemen. Für Opfer des Syrien-Konflikts wurde etwa eine Million Euro gespendet.

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