Dubai, Kabul (epd). Beim Selbstmordanschlag eines Kindes auf eine Hochzeitsgesellschaft im Osten Afghanistans sind am Freitag mindestens neun Menschen getötet und weitere 40 verletzt worden. Wie der afghanische TV-Sender Tolo News berichtete, galt der Anschlag in der Provinz Nangarhar dem örtlichen Chef der regierungsnahen Miliz, die gegen die radikal-islamischen Taliban kämpft. Er und zwei seiner Söhne seien getötet worden. Nach unbestätigten Angaben soll der Täter um die 13 Jahre alt gewesen sein.
Die Taliban erklärten, sie seien nicht an dem Anschlag beteiligt gewesen. In dem Gebiet in Nangarhar, nahe der pakistanischen Grenze, ist auch die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) aktiv. Der Anschlag kam wenige Tage nach einer als Durchbruch gefeierten Vereinbarung der Taliban mit Vertretern der afghanischen Politik und Zivilgesellschaft, die dazu dienen soll, den 18-jährigen Konflikt zu beenden. Bislang verweigern die Taliban Verhandlungen mit der afghanischen Regierung, führt aber Gespräche mit der US-Regierung.
Im vergangenen Jahr wurden 3.804 Zivilisten getötet
Am Dienstag hatte sich im Wüstenemirat Katar eine Delegation der Taliban dazu verpflichtet, keine Zivilisten mehr zu töten und den afghanischen Frauen auch in Zukunft grundlegende Rechte im politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben "im Einklang mit den islamischen Werten" zugesichert. Die Vereinbarung ist rechtlich nicht bindend, doch soll sie als Grundlage für künftige Verhandlungen zwischen den Taliban und Delegierten der afghanischen Regierung dienen.
Trotz der laufenden Friedensverhandlungen mit den USA hatten die Taliban Anfang Juli in der Hauptstadt Kabul einen schweren Anschlag nahe einem Komplex des Verteidigungsministeriums verübt, bei dem mindestens ein Dutzend Zivilisten ums Leben kamen und mehr als 100 verletzt wurden, darunter viele Kinder. Die Vereinten Nationen appellierten danach erneut an die Aufständischen, die Bevölkerung zu schonen. Im vergangenen Jahr wurden 3.804 Zivilisten getötet.
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