Frankfurt/Main (epd). Sie sei am Vormittag mit einem Patrouillenboot und in Begleitung italienischer Polizei Richtung Sizilien gebracht worden, sagte Sea-Watch-Sprecher Chris Grodotzki am Montag auf epd-Anfrage. Dort werde sie von Richter und Staatsanwaltschaft befragt, danach werde entschieden, ob ihr Freiheitsentzug fortgesetzt oder ausgesetzt wird.
Die 31-jährige Rackete war in der Nacht zum Samstag mit 40 Flüchtlingen an Bord und nach zwei Wochen vergeblichen Bittens zur Landung ohne Erlaubnis der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa eingelaufen und daraufhin unter Hausarrest gestellt worden. Die Migranten durften an Land. Mehrere EU-Länder hatten zuvor deren Aufnahme angeboten, darunter auch Deutschland.
Solidarität vor Ort
Laut Grodotzki war Rackete im Hausarrest bei einer Privatperson untergebracht und dort "rührend versorgt" worden. Er habe zudem den Eindruck, dass es unter den Behörden vor Ort durchaus Solidarität mit Rackete gebe. Er zeigte sich zugleich überzeugt, dass die Kapitänin in Übereinstimmung mit internationalen Seerecht gehandelt habe.
Die "Sea-Watch 3" hatte am 12. Juni 53 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. In mehreren Fällen nahmen die italienischen Behörden Kranke und Babys auf, verweigerten jedoch die Einfahrt des Schiffes nach Lampedusa. Am Mittwoch rief Rackete angesichts des verzweifelten Zustands der verbliebenen Flüchtlinge den Notstand aus und fuhr in italienische Hoheitsgewässer. Laut Grodotzki sind Häfen verpflichtet, Schiffe im Notstand aufzunehmen. Aber auch daraufhin hätten die italienischen Behörden nicht reagiert. "Das ist ein starkes Stück", sagte er.
Festsetzung sorgte für Empörung
Das Schiff selbst wurde von den italienischen Behörden beschlagnahmt. Laut Grodotzki war dies in der Vergangenheit bereits bei zwei anderen Schiffen der Sea-Watch-Flotte geschehen. In beiden Fällen hätten die Behörden die Schiffe nach zwei bis drei Wochen freigegeben. "Dennoch sind dies Wochen, in denen wir keine Menschen im Mittelmeer retten können", fügte Grodotzki hinzu.
Die Festsetzung der Kapitänin hatte für Empörung gesorgt. Unter anderen verurteilten Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) die Reaktion der italienischen Behörden. Nach Angaben einer Sprecherin des Auswärtigen Amts wurde Rackete auch konsularische Betreuung angeboten, die sie bislang jedoch nicht angenommen habe.
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