Berlin, São Paulo (epd). Für gleiche Rechte von Homosexuellen haben am Sonntag (Ortszeit) in São Paulo nach Angaben der Organisatoren mehr als drei Millionen Menschen demonstriert. Sie nahmen an der 23. Auflage der Gay-Pride-Parade teil, wie die Tageszeitung "Folha de São Paulo" berichtete. Dabei wurden im Zentrum der Millionenmetropole zahlreiche Plakate gegen den rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro hochgehalten, der mehrfach durch homophobe Aussagen für Empörung gesorgt hatte. Als internationaler Gast trat Ex-Spice-Girl Mel C auf.
Vor kurzem hatte das Oberste Gericht in Brasilien Homophobie zur Straftat erklärt. Verbrechen aus Hass gegen Homosexuelle sollen demnach mit einer Gefängnisstrafe von einem bis zu fünf Jahren geahndet werden. Bolsonaro nannte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes "komplett falsch". Damit werde die Voreingenommenheit gegen Homosexuelle gefördert, meinte Bolsonaro.
Anfeindungen nehmen zu
Aktivisten der Homosexuellenbewegung hatten schon lange gefordert, Homophobie als Hassverbrechen anzuerkennen. In den vergangenen Jahren haben in Brasilien Anfeindungen und Verbrechen gegen Lesben, Schwule und Transgender zugenommen, wie die Organisation Grupo Gay de Bahia (GGB) berichtet. Im vergangenen Jahr seien 420 Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ermordet worden. Der linke Politiker Jean Wyllys, der als einziger Abgeordneter im Parlament seine Homosexualität öffentlich gemacht hat, musste nach Morddrohungen ins Ausland fliehen.
Bolsonaro hat immer wieder den Hass gegen Afrobrasilianer, Homosexuelle und Indigene geschürt. Er hätte lieben einen toten als einen schwulen Sohn, hatte er in einem Interview gesagt. Im Parlament stellen Evangelikale eine der größten Gruppen. Auch sie lehnen Homosexualität ab. Verschiedene Abgeordnete wie der Pastor Marco Feliciano präsentierten Gesetzesvorhaben zur "Heilung von Homosexuellen". Gleichzeitig sind in Brasilien die gleichgeschlechtliche Ehe und das Recht auf Adoption für homosexuelle Paare gesetzlich erlaubt.
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