Genf, Asmara (epd). Mehr als 100 afrikanische Intellektuelle haben das autoritäre Regime von Eritrea zu einer politischen Öffnung aufgerufen. Das Land habe die Fortschritte versäumt, die anderen afrikanischen Staaten zu mehr Freiheit und Wohlstand verholfen hätten, schrieben die Autoren, Journalisten, Künstler und Aktivisten am Montag in einem offenen Brief an den eritreischen Präsidenten Isaias Afewerki. Deshalb müssten Tausende Eritreer Risiken und Leid auf sich nehmen, um ein besseres Leben jenseits ihrer Heimat zu suchen.
Zu den Unterzeichnern gehören der nigerianische Schriftsteller Wole Soyinka, der kenianische Anti-Korruptionsaktivist John Githongo und der ugandische Sänger Bobi Wine. Sie fordern Afewerki auf, inhaftierte Journalisten und Oppositionelle freizulassen. Zugleich bieten sie an, eine Delegation nach Eritrea zu entsenden, um Gespräche mit der Regierung und mit politischen Gefangenen zu führen.
UN-Menschenrechtsrat angerufen
Anlass des Schreibens ist die Normalisierung der Beziehungen zwischen Eritrea und seinem früheren Erzfeind Äthiopien in den vergangenen Monaten. Im weithin abgeschotteten Eritrea hat sich die Menschenrechtslage dabei nicht verbessert. Deshalb riefen auch zahlreiche Organisationen am Montag den UN-Menschenrechtsrat auf, bei seiner am 24. Juni beginnenden Sitzung die Beobachtermission für Eritrea zu verlängern. Nach wie vor gebe es keine Möglichkeit politischer Betätigung oder freier Meinungsäußerung im Land. 16 Journalisten säßen in Haft.
Rund 30 Menschenrechtsgruppen, darunter Amnesty International und "Human Rights Watch", verweisen zugleich auf den Bericht der stellvertretenden UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Kate Gilmore. Sie hatte bei der März-Sitzung des Rates erklärt, die Menschenrechtslage in Eritrea sei im vergangenen Jahr unverändert schlecht geblieben. Eritrea gehört seit diesem Jahr dem Menschenrechtsrat an. Die Mitgliedschaft verpflichtet zur Einhaltung der höchsten Standards beim Schutz der Menschenrechte.
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