Amnesty: Sudans Militär begeht neue Kriegsverbrechen in Darfur

Die Menschenrechtsorganisation warnte davor, die gemeinsame Militärmission von UN und Afrikanischer Union einzustellen. Das würde Zehntausende Zivilisten gefährden.

London (epd). Amnesty International macht das sudanesische Militär für neue Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in Darfur verantwortlich. Im vergangenen Jahr seien 45 Dörfer in der westsudanesischen Region vollständig oder zum Teil zerstört worden, zudem gebe es Berichte über Morde und sexuelle Gewalt, teilte die Organisation am Dienstag mit. Amnesty warnte davor, die gemeinsame Militärmission von UN und Afrikanischer Union (Unamid) einzustellen. Zehntausende Zivilisten, die von Unamid-Truppen geschützt würden, seien dann gefährdet.

Der UN-Sicherheitsrat will am 27. Juni über die Zukunft der Mission entscheiden. Vor allem unter Druck der USA war die Truppenstärke zuletzt deutlich verkleinert worden. Im Raum steht ein kompletter Rückzug aller Friedenssoldaten aus Darfur bis Juni kommenden Jahres. Derzeit sind noch mehr als 5.500 Soldaten und mehr als 2.300 Polizisten unter Unamid-Mandat in Darfur stationiert.

Ehemalige Milizen für Gewalt verantwortlich gemacht

Amnesty-Chef Kumi Naidoo machte vor allem die sogenannten schnellen Unterstützungstruppen (RSF) für die Gewalt in Darfur verantwortlich. In ihren Reihen befänden sich ehemalige Dschandschawid-Milizen, die seit 2003 in der Region für Angst und Schrecken gesorgt hätten.

Die RSF-Truppen werden auch für den Tod von Oppositionellen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum in der vergangenen Woche verantwortlich gemacht. Die Opposition spricht von 118, die regierende Militärjunta von mehr als 60 Toten. Naidoo forderte den Rückzug aller RSF-Einheiten von den Straßen Khartums.

Im Darfur-Konflikt waren zwischen 2003 und 2008 Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet worden. Der damalige sudanesische Präsident Omar al-Baschir, den das Militär vor zwei Monaten auf öffentlichen Druck hin gestürzt hatte, ist deshalb vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermords angeklagt. Trotz der Stationierung der Unamid-Mission Mitte 2007 ist die Krise nicht gelöst. Zehntausende Vertriebene leben unter dem Schutz der ausländischen Truppen in Lagern.

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