WHO: Gewalt verhindert Eindämmen der Ebola im Kongo

Im umkämpften Osten des Kongos tötet die Ebola mehr und mehr Menschen. Ein Sieg über die heimtückische Fieberkrankheit ist nicht in Sicht. "Ärzte ohne Grenzen" warnen vor einer Epidemie mit unvorstellbaren Ausmaßen.

Genf, Kinshasa (epd). Die Lage im Ebola-Gebiet im Osten des Kongos wird immer dramatischer. Trotz eines Großaufgebots internationaler Helfer breitet sich die tödliche Fieberkrankheit weiter aus. Vor allem die anhaltende Gewalt in dem Konfliktgebiet verhindert laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Eindämmen der bislang zweitgrößten Ebola-Epidemie der Geschichte. Die Zahl der Fälle seit Mitte vergangenen Jahres stieg inzwischen auf mehr als 2.000, die der Toten auf über 1.350.

Ohne die vielen Angriffe auf Krankenstationen könnte die Ebola schon besiegt sein, sagte der beigeordnete WHO-Generaldirektor für globale Notfälle, Ibrahima Socé Fall, telefonisch dem Evangelischen Pressedienst (epd) aus Kinshasa. "Die Gewalt untergräbt unser Vorgehen gegen Ebola."

Nach Einschätzung von "Ärzte ohne Grenzen" muss die Ebola-Bekämpfung nun sofort umgestellt werden, wenn die Epidemie nicht unvorstellbare Ausmaße annehmen soll. "Alle bisherigen Maßnahmen haben nicht gegriffen", sagte der Einsatzleiter im Kongo, Marcus Bachmann, dem (epd). Er forderte per Telefon aus Goma, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen und sie in die Bekämpfung einzubeziehen.

Attacken auf Gesundheitseinrichtungen

Insgesamt wurden laut Zahlen des kongolesischen Gesundheitsministeriums vom Dienstagabend bislang 2.020 Ebola-Fälle registriert, seit Beginn der Epidemie Mitte 2018 starben bereits 1.354 Menschen. Nur etwa 540 aller Patienten wurden als geheilt erfasst. Zugleich vermeldete die WHO seit Januar mehr als 170 Attacken auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal, dabei seien vier Menschen getötet worden.

Insgesamt hätten die Helfer aufgrund der Sicherheitsrisiken nur beschränkten Zugang zu Patienten und Menschen, die sich möglicherweise neu angesteckt hätten. WHO-Direktor Fall forderte, dass Streitkräfte und Polizei die Sicherheit garantieren müssten. Dutzende bewaffnete Gruppen und die Armee kämpften in den Provinzen Ituri und Nord-Kivu, wo das Ebola-Virus wütet. Allein in Nord-Kivu sind laut den UN mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Nach Falls Worten sind mittlerweile 700 Mitarbeiter der WHO in den beiden Provinzen gegen die Ebola im Einsatz.

Hohe Ansteckungsgefahr

Die neuen Ansteckungszahlen sind laut "Ärzte ohne Grenzen" mit mehr als 80 pro Woche derzeit enorm hoch. Bisher habe die Epidemie keine größere Stadt getroffen, sagte Bachmann. Aber es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie sich weiter ausbreite. "Die Menschen müssen derzeit abwägen, was ist gefährlicher, nicht den langen Weg auf sich zu nehmen und möglicherweise an Ebola zu sterben, oder das Risiko, auf dem Weg sein Leben durch die Gewalt zu verlieren."

Eine effektive Bekämpfung der Ebola sei nur möglich, wenn die Gesundheitszentren eine Infektion diagnostizieren und die Patienten isolieren und versorgen könnten. Derzeit sterbe ein hoher Anteil von etwa 40 Prozent der Ebola-Opfer zu Hause oder in Gesundheitszentren. Das Virus werde also erst nach dem Tod festgestellt. "Das Pflegepersonal, andere Patienten und die Angehörigen sind extrem gefährdet, sich ebenfalls angesteckt zu haben." Bei der bislang größten Ebola-Epidemie 2013/14 in den westafrikanischen Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone starben rund 11.300 Menschen.

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