Frankfurt a.M. (epd). Nach der Freigabe durch die italienischen Behörden will die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch ihr zeitweise festgesetztes Schiff so schnell wie möglich wieder im Mittelmeer einsetzen. Ein Auslaufen sei für die beginnende Woche fest eingeplant, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Sonntag nach einem Besuch der Crew auf Sizilien. Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), zuvor seien noch ein paar logistische Dinge zu klären. Die italienischen Behörden hatten die "Sea-Watch 3" am Samstag freigegeben, nachdem das Schiff nach der Rettung von Migranten beschlagnahmt worden war.
"Seenotrettung dringender denn je"
"Es ist absolut inakzeptabel, dass die zivile Seenotrettung kriminalisiert wird", sagte Bedford-Strohm dem epd am Sonntag. Telefonisch schilderte er, dass er mit Verweis auf Sicherheitsbestimmungen nicht auf das Schiff gelassen worden sei.
Nach seiner Ankunft auf Sizilien am Sonntag hätten ihn Meldungen erreicht, dass sich vor Lampedusa erneut ein Boot gekentert sei und sich Menschen in Seenot befinden. "Seenotrettung im Mittelmeer ist in diesen Tagen dringender denn je. Als Kirchen in Europa appellieren wir daher nicht nur an Italien, die zivilen Retter in ihrer Arbeit nicht zu behindern", sagte Bedford-Strohm. Sea-Watch wird unter anderem von der EKD unterstützt.
Seenotrettung sei selbstverständlich auch eine staatliche Aufgabe, sagte Bedford-Strohm. Daher sei es nicht hinzunehmen, dass die EU-Mission Sophia eingestellt wurde. "An ihre Stelle muss eine neue Mission treten", forderte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.
Die "Sea-Watch 3" hatte Mitte Mai 65 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Tagelang mussten die Geretteten und die Crew ausharren, bis sie in Lampedusa an Land gehen konnten. Das Schiff wurde beschlagnahmt, gegen Kapitän Arturo Centore wird wegen des illegalen Einschleusens von Menschen ermittelt. "Die Ermittlungen sind noch nicht eingestellt", sagte Sprecher Neugebauer: "Aber wir gehen davon aus, dass das passieren wird."
Kirchen unterstützen Seenotretter
Den Besuch Bedford-Strohms nannte Neugebauer ein wichtiges Zeichen: "Gerade Institutionen wie die Kirchen müssen klar machen, dass die Seenotrettung wichtig ist."
Die italienische Regierung geht seit Monaten gegen die private Seenotrettung vor. Innenminister Matteo Salvini von der rechtsnationalen Lega hat auch italienischen Marineschiffen, die Flüchtlinge gerettet hatten, die Einfahrt in italienische Häfen verboten. Laut Neugebauer ertranken in den vergangenen Tagen mehrere Migranten im Mittelmeer, unter anderem weil die italienische Marine ihnen die Hilfe verweigert hatte, obwohl sie in der Nähe war.
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