Frankfurt a.M. (epd). UN-Generalsekretär António Guterres beklagt eine Lähmung des Weltsicherheitsrats inmitten zunehmender Konflikte. "Wir leben in einer Zeit sehr großer Spannungen und das weltweit", sagte Guterres in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der ARD. Die Beziehungen zwischen den Großmächten - USA, Russland, China - seien aber zurzeit so gestört wie noch nie. Sobald es eine schwere Krise wie bei Syrien oder beim Iran gebe, sei es praktisch unmöglich, eine einvernehmliche Entscheidung im Sicherheitsrat herbeizuführen, erklärte der 70-Jährige, der am 30. Mai in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet wird.
Verlorenes Vertrauen zurückgewinnen
Mit Blick auf die "America First"-Politik von US-Präsident Donald Trump sprach der UN-Generalsekretär von einem Paradox. "Wir stehen heute vor Herausforderungen, die kein Land allein bewältigen kann", sagte der frühere portugiesische Ministerpräsident. Er warb nachdrücklich für eine koordinierte Politik der Staatengemeinschaft: "Wir leben in einer Welt, die mehr und mehr Multilateralismus braucht, um die globalen Probleme zu lösen." In einer multipolaren Welt mit zunehmend unklaren Machtverhältnissen sei dies notwendiger denn je. Indessen müssten die Vereinten Nationen bei den Menschen verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
"Ich hoffe, dass die Spannungen weniger werden und die Länder einen Weg finden, die derzeit tiefen Gräben zu überwinden. Sei es bei Frieden und Sicherheit, in Handelsfragen, bei Technologie und Integration", sagte Guterres. Den Klimawandel bezeichnete er als entscheidendes Thema der heutigen Zeit. "Der Klimawandel ist schneller als wir", sagte der höchste UN-Diplomat. Es seien größere Anstrengungen nötig als in den Pariser Klimazielen 2015 vereinbart: "Wir sehen Rekordtemperaturanstiege, steigende Meeresspiegel, eine Rekordkonzentration von Treibhausgasen. Wir müssen diesen Trend umkehren, denn es wird dramatisch schlimmer."
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