Frankfurt a.M., New York (epd). Der frühere Bundespräsident Horst Köhler hat sein Amt als UN-Gesandter für die Westsahara aus gesundheitlichen Gründen niederlegt. Köhler habe ihn am Mittwoch (Ortszeit) über die Entscheidung informiert, teilte UN-Generalsekretär António Guterres in New York mit. Er bedauere Köhlers Rücktritt sehr, habe aber vollstes Verständnis. Guterres dankte dem 76-Jährigen für dessen "unermüdliche und intensive Bemühungen" um eine Lösung im Westsahara-Konflikt zwischen Marokko und der Befreiungsbewegung Polisario.
Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sprach Köhler seinen Dank und Respekt aus. Köhler habe die Grundlagen für einen Verhandlungsprozess gelegt, der im Rahmen der Vereinten Nationen zu einer realistischen, praktikablen und nachhaltigen Lösung in Westsahara-Konflikt führen könne, erklärte Maas am Donnerstag.
Gespräche über die Zukunft der Westsahara
Der Ökonom und Afrika-Kenner Köhler war 2017 als Westsahara-Sondergesandter auf den Amerikaner Christopher Ross gefolgt. Zuvor war der frühere Bundespräsident (2004 bis 2010) unter anderem Chef des Internationalen Währungsfonds. Im Dezember 2018 eröffnete Köhler nach jahrelanger Pause in Genf neue Gespräche über die Zukunft der Westsahara, die jüngste Gesprächsrunde fand im März statt.
Die an Phosphatvorkommen reiche Region wurde bis 1976 von der Kolonialmacht Spanien beherrscht. Nach deren Rückzug übernahm Marokko große Teile der Westsahara und annektierte das Gebiet, das etwa so groß ist wie die alte Bundesrepublik. International ist dieser Schritt nicht anerkannt.
Die Befreiungsbewegung Polisario proklamierte den eigenständigen Staat "Sahara" und bildete eine Exilregierung in Algerien. Seit 1991 gilt ein Waffenstillstand. Ein vereinbartes Referendum über die Unabhängigkeit der Westsahara scheiterte aber bislang am Widerstand Marokkos.
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