Vorsorge statt Nothilfe: Ruf nach Konsequenzen aus Klimakatastrophen

epd-bild/Stefan Ehlert
Eine Familie im Lager Camp de refugiados in der Nähe des Flughafens von Beira (Mosambik) nach dem Zyklon Idai (Archivbild).
Die klassischen Ansätze von Not- und Entwicklungshilfe reichten nicht mehr aus, sagt der Chef des WFP-Klima- und Krisenpräventionsprogramms, Gernot Laganda.

Genf (epd). Frühzeitige Vorsorge statt ausschließlich Nothilfe: So lässt sich nach Ansicht von Experten des Welternährungsprogramms (WFP) der wachsenden Zahl von Naturkatastrophen infolge des Klimawandels begegnen. Die klassischen Ansätze von Not- und Entwicklungshilfe reichten dafür nicht mehr aus, sagte der Chef des WFP-Klima- und Krisenpräventionsprogramms, Gernot Laganda, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Das hätten nicht zuletzt die jüngsten Zyklone in Mosambik gezeigt, bei denen dort und in den Nachbarländern mehr als 1.000 Menschen ums Leben kamen.

Nach schweren Überflutungen Anfang des Jahrtausends habe Mosambik zwar in Flutprävention investiert. Nach kurzer Zeit schon hätten Geberstaaten jedoch ihre Gelder wieder in andere Bereiche gesteckt. "Das Problem ist, dass die Aufmerksamkeit nach einer Katastrophe nicht länger als ein Jahr anhält", warnte Laganda. Die Zerstörungen durch die Zyklone "Idai" und "Kenneth" hätten aber auch gezeigt, dass Vorsorgepläne laufend überarbeitet werden müssten. "Auf Flut war man vorbereitet, aber dass so starke Stürme die meisten Zerstörungen anrichten, war neu."

Klimawandel habe andere Risikofaktoren verstärkt

Nach Angaben des WFP leben vier von fünf Menschen, deren Nahrungsmittelversorgung unsicher ist, in Ländern mit einem hohen Risiko von Naturkatastrophen. Der Klimawandel habe andere Risikofaktoren verstärkt und die Lage der Menschen verschlechtert, sagte Laganda. "Mehr als 820 Millionen Menschen weltweit leiden Hunger, und die Zahl steigt jährlich weiter, obwohl Technologie und Vorhersagemöglichkeiten besser geworden sind."

Es gebe große Fortschritte in regionalen Vorhersagetechnologien, mit denen Betroffene frühzeitig gewarnt werden könnten. "Wenn Vorhersagen anzeigen, dass in drei Monaten eine Dürre oder in den kommenden zwei Wochen eine Überschwemmung droht, kann man Verluste und Zerstörungen minimieren, bevor sie passiert sind", erklärte Laganda. So könnten Dörfer evakuiert, Vieh in Sicherheit gebracht oder gelagerte Ernte wasserdicht verpackt werden. "Voraussetzung ist, die Arbeit mit neuen Vorhersageinstrumenten vor Ort zu institutionalisieren."

Zudem müssten Geberstaaten bereit sein, Geld schon vor dem Ausbruch einer Krise zu zahlen. So finanziere etwa die Bundesregierung bereits gemeinsam mit Norwegen entsprechende Pilotprojekte. Laganda zufolge geht es zuallererst darum, Landschaft und Ökosysteme zu stärken, so dass diese ihre natürlich Schutzfunktion wahrnehmen können. Er betonte: "Studien zeigen, dass für jeden Dollar, den wir in Prävention investieren, drei Dollar in der Nothilfe nach einer Katastrophe eingespart werden - Vorsorge lohnt sich also auch finanziell."

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