Berlin, Rio de Janeiro (epd). In Rio de Janeiro hat die Polizeigewalt einen neuen Höhepunkt erreicht. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden 434 Menschen durch Schüsse von Polizisten getötet, wie das Nachrichtenportal G1 unter Berufung auf Daten des staatlichen Instituts für Öffentliche Sicherheit am Montag (Ortszeit) mitteilte. Demnach wurden sieben Menschen pro Tag getötet. Das ist der höchste Wert der vergangenen 21 Jahre.
Von Januar bis Ende April 2018 starben den Angaben zufolge 368 Menschen durch Polizeigewalt. Die Polizeieinsätze finden fast ausschließlich in Armenvierteln statt. Immer wieder werden dabei Unbeteiligte getötet. Genaue Angaben gibt es nicht.
Harte Strategie gegen Kriminelle
Der neue Gouverneur von Rio, Wilson Witzel, verfolgt eine harte Strategie gegen Kriminelle und gehört zu den Befürwortern straffreier Tötungen. Er schlug vor, Drogenhändler von Scharfschützen erschießen zu lassen. Damit liegt Witzel auf einer Linie mit dem rechtsextremen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der für rücksichtslose Härte gegen Kriminelle eintritt. Im Wahlkampf sagte er: "Nur ein toter Bandit ist ein guter Bandit."
Am Montag (Ortszeit) gab es erneut mehrstündige Schusswechsel in der Armensiedlung Maré in der Nähe des internationalen Flughafens von Rio. Acht Menschen wurden getötet. In sozialen Medien waren Videos zu sehen, in denen sich Schulkinder aus Angst vor Schüssen im Flur ihrer Schule auf den Boden kauern. Auf anderen Videos flüchten sich Bewohner in ihre Häuser. Die Polizei war auf der Suche nach einem bekannten Drogendealer, der sich in Maré versteckt hält. Anfang April wurden bei einer Polizeiaktion in der Favela Fallet 15 Männer getötet. Es war der gewaltsamste Polizeieinsatz in Rio seit 2007.
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