Berlin, Caracas (epd). In Venezuela ist die Zahl der politisch Inhaftierten weiter gestiegen. Im April waren 775 Menschen aus politischen Gründen im Gefängnis, wie die venezolanische Menschenrechtsorganisation Foro Penal am Montag (Ortszeit) mitteilte. Dabei habe es sich um 676 Zivilisten und 99 Militärangehörige gehandelt. Im März waren es noch insgesamt 765 politische Gefangene. Im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich die Zahl der politischen Häftlinge allerdings mehr als verdreifacht. Damals waren laut Foro Penal 234 Menschen aus politischen Gründen im Gefängnis.
Der Direktor von Foro Penal, Alfredo Romero, sagte, dass die Liste der politischen Gefangenen an die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und an den UN-Menschenrechtsrat gesandt werde. Die Organisation dokumentiert und prangert Menschenrechtsverletzungen in Venezuela an.
Unicef fordert mehr Geld für Flüchtlingskinder
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef machte derweil auf die dramatische Situation der venezolanischen Flüchtlingskinder aufmerksam und bat die internationale Gemeinschaft um mehr Hilfe. Rund 327.000 venezolanische Kinder lebten aktuell als Flüchtlinge in Kolumbien, erklärte Unicef. Ohne verstärkten Einsatz für Gesundheit, Bildung und Schutz seien die Flüchtlingskinder gefährdet. Unicef appellierte an die internationale Gemeinschaft, das Budget von aktuell 5,7 Millionen US-Dollar (5,1 Millionen Euro) auf 29 Millionen US-Dollar aufzustocken.
Mehr als 3,7 Millionen Venezolaner haben aufgrund der Wirtschaftskrise und der politischen Situation ihr Heimatland verlassen. Die meisten von ihnen leben im Nachbarland Kolumbien.
Guaidó ruft zu Massenprotesten auf
Oppositionsführer Juan Guaidó rief seine Anhänger für den 1. Mai zu landesweiten Massenprotesten gegen das Regime unter Präsident Nicolás Maduro auf. "Maduro ist besiegt", sagte er der Zeitung "El Nacional". In den vergangenen drei Monaten habe die Welt anerkannt, "dass wir in der Mehrheit sind". Er rief alle Regierungsangestellten und das Militär auf, sich auf die Seite der Verfassung zu stellen.
In Venezuela tobt ein heftiger politischer Machtkampf, bei dem das Militär bislang Maduro seine Unterstützung zugesichert hat. Parlamentspräsident Guaidó hatte sich am 23. Januar zum Übergangsstaatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 50 Länder als Interimspräsidenten anerkannt.
Neuen Kommentar hinzufügen