Vergewaltigung als Kriegswaffe

epd-bild/Nicola Glass
Rohingya-Frauen, die nach Bangladesch fliehen mussten: Myanmars Militär verübt ungestraft sexuelle Gewalt gegen Angehörige von Minderheiten (Archivbild)
Myanmars Militär verübt ungestraft sexuelle Gewalt
Wie in Myanmar setzen Militärs und Rebellen in vielen Ländern Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein. Die Bundesregierung hat das Thema an diesem Dienstag auf die Tagesordnung des UN-Sicherheitsrats gesetzt.

Frankfurt a.M., Cox's Bazar (epd). Die Erinnerung lässt Schmerz und Demütigung wieder aufleben: Wie Soldaten die Frauen und Mädchen zusammentrieben, um sie zu vergewaltigen. Wie Müttern vor den Augen ihrer Kinder die Kleider vom Leib gerissen wurden und sie ihre Töchter nicht vor der Gewalt schützen konnten. Diese und andere Gräuel schilderten Rohingya-Flüchtlinge, die vor Myanmars Armee nach Bangladesch flohen.

Das brutale Vorgehen wurde laut der UN-Sonderbeauftragten für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, vom Militär befohlen, organisiert und verübt. Auch Grenzpolizisten und Milizen seien an Verbrechen wie Gruppenvergewaltigungen oder sexueller Versklavung beteiligt gewesen. Für diesen Dienstag hat die Bundesregierung den Schutz von Frauen in Konflikten auf die Agenda des UN-Sicherheitsrats gesetzt, in dem Deutschland momentan den Vorsitz hat.

Systematische sexuelle Gewalt

Im April 2018 hatten die UN Myanmars Militär erstmals auf eine internationale Liste von Armeen und Milizen gesetzt, die für sexuelle Gräueltaten in bewaffneten Konflikten berüchtigt sind. Die Verbrechen an den muslimischen Rohingya machte seit der Massenflucht im August 2017 weltweit Schlagzeilen.

Über systematische sexuelle Gewalt gegen Angehörige anderer Minderheiten wird dagegen wenig berichtet. Dabei ist die Armee seit langem dafür berüchtigt, ähnlich brutal gegen Volksgruppen in Bundesstaaten wie Shan und Kachin vorzugehen. Dort kämpfen staatliche Truppen gegen bewaffnete Rebellen, während die Zivilisten die hauptsächlich Leidtragenden sind.

Schon zu Zeiten der Militärdiktatur in Myanmar, die formell 2011 endete, dokumentierten einheimische und internationale Menschenrechtsorganisationen, wie die Armee sexuelle Gewalt als "Kriegswaffe" einsetzte. Als eines der wichtigsten Dokumente gilt der 2002 veröffentlichte Bericht "License to Rape" (Lizenz zum Vergewaltigen). Darin listen die "Shan Menschenrechtsstiftung" und das "Aktionsnetzwerk der Shanfrauen" in 173 Fällen Vergewaltigungen und andere sexuelle Gewalttaten an 625 Frauen und Mädchen von 1996 bis 2001 auf. Diese Verbrechen dienten dazu, die lokale Bevölkerung zu terrorisieren und zu unterjochen, erklärte die Mitverfasserin Charm Tong.

Aktivistinnen ernüchtert

Auch die Burmesische Frauenliga dokumentierte 2014 mehr als 100 Vergewaltigungen an Frauen und Mädchen innerhalb von knapp vier Jahren. Manche Opfer waren erst acht Jahre alt. Die meisten der genannten Verbrechen ereigneten sich im nördlichen Kachin-Staat und im Norden des benachbarten Shan-Staates. Fast die Hälfte seien Gruppenvergewaltigungen gewesen, 28 der Opfer seien danach ermordet worden oder an ihren Verletzungen gestorben. Zugleich gingen die Frauenrechtlerinnen davon aus, dass diese Zahlen nur einen Bruchteil der tatsächlich begangenen Verbrechen darstellten.

Angesichts der Tatsache, dass Militärs und andere Täter im früheren Birma fast ausnahmslos straffrei blieben, sind auch die Aktivistinnen der Frauenorganisation der Karen ernüchtert, die sich mit den verfolgten Rohingya solidarisierten. Ihre Kritik zielt zugleich auf Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die seit 2016 De-facto-Regierungschefin ist. Die Hoffnung, dass mit ihrer Regierung die Gewalt aufhöre, sei bislang vergebens.

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