Indonesiens Präsident Widodo steht vor der Wiederwahl

In Indonesien zeichnet sich eine zweite Amtszeit von Präsident Widodo ab. Die Wahl fand inmitten verschärfter Hetze gegen religiöse und andere Minderheiten statt. Der Staatschef rief zu Harmonie und Brüderlichkeit auf.

Frankfurt a.M., Jakarta (epd). Bei der Präsidentenwahl in Indonesien zeichnet sich nach ersten Trends eine Wiederwahl von Präsident Joko Widodo (57) ab. Wie Wählerbefragungen mehrerer Meinungsforschungsinstitute am Mittwoch ergaben, kann Widodo mit etwa 55 Prozent der Stimmen rechnen. Sein Herausforderer, der zehn Jahre ältere Ex-General Prabowo Subianto, kommt demnach auf 45 Prozent.

Widodo rief zum Zusammenhalt auf. Es gelte nun, Harmonie und Brüderlichkeit herzustellen, sagte der Präsident, der in Indonesien allgemein Jokowi genannt wird. Mit Blick auf die bisherigen Prognosen erklärte er vor Journalisten, man müsse Geduld haben, bis die Wahlkommission ihre Ergebnisse veröffentliche.  

Zunehmende Islamisierung und religiöse Hetze

Der Urnengang fand in einem Klima zunehmender Islamisierung und religiöser Hetze statt. Indonesien ist das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung. Fast 90 Prozent der über 265 Millionen Einwohner bekennen sich zum Islam. Etwa zehn Prozent sind Christen.

Die Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes für Asien, Desri Maria Sumbayak, beklagte politische Spannungen und eine starke Polarisierung. "Seit Anfang des Jahres sind wir tagtäglich mit Hasskampagnen aus einer Mischung von Hetze und Falschmeldungen konfrontiert, die über verschiedene soziale Medien verbreitet werden", erklärte die Indonesierin. Viele Christen und Christinnen fühlten sich in ihrer Wut und Verzweiflung im Wahlkampf gefangen. "Wenn wir uns für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, werden wir als Heuchler, Feiglinge oder Zweifler verspottet."

Mehr als 192 Millionen Wahlberechtigte waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Ersten offiziellen Schätzungen zufolge lag die Wahlbeteiligung bei 75 Prozent. In mehreren Distrikten der östlichen Provinz Papua verzögerte sich die Wahl, weil Stimmzettel und Wahlurnen nicht rechtzeitig eingetroffen waren. Neben dem Präsidenten und dessen Vize wurden auch mehr als 20.000 Parlamentarier auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene gewählt.  

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