Festnahmen nach Ankunft von über 100 Bootsflüchtlingen in Malta

Auf dem Mittelmeer haben Flüchtlinge nach ihrer Rettung offenbar ein Schiff zum Kurs auf Malta gezwungen. Nach Libyen wollten sie nicht zurück. Nun sind sie an Land, aber einige in Handschellen.

Rom, Valletta (epd). Ein von Flüchtlingen vor der libyschen Küste gekapertes Handelsschiff hat am Donnerstag den Hafen von Malta erreicht. Der Tanker sei von der maltesischen Marine eskortiert worden, nachdem zuvor zeitweise gerettete Flüchtlinge die Kontrolle an Bord der "El Hiblu 1" übernommen hatten, wie die maltesische Tageszeitung "Times of Malta" berichtete. Die 108 Flüchtlinge, darunter 12 Kinder und 19 Frauen, durften den Angaben zufolge in der Hauptstadt Valletta von Bord gehen. Einige küssten beim Verlassen des Schiffs den Boden.

Vier der Männer wurden nach ihrer Ankunft in Malta festgenommen. Als Flüchtlinge die Kontrolle über das Schiff übernommen hatten, kamen laut der Zeitung keine Waffen zum Einsatz. Die Besatzung sei jedoch in der Minderheit gewesen. Sie habe daher den Eindruck gehabt, keine andere Wahl zu haben, als den Anweisungen der Flüchtlinge Folge zu leisten. Der italienische Innenminister Matteo Salvini schloss eine Aufnahme der Migranten aus. Er sprach von einem Fall organisierten Verbrechens und von einem "Akt der Piraterie".

Widersprüchliche Angaben

Die deutsche Seenotrettungsorganisation Sea-Watch dagegen kritisierte die Kriminalisierung der Flüchtlinge. "Selbstverteidigung gegen eine tödliche europäische Grenzpolitik ist keine Piraterie", betonte die Hilfsorganisation. Die Geretteten hätten die Kontrolle über das Schiff übernommen, um einer Rückführung nach Libyen zu entgehen, wo ihnen Folter und unrechtmäßige Haft drohten. Der Tanker sei im Begriff gewesen, eine völkerrechtswidrige Rückführung nach Libyen zu starten.

Zur Rolle der libyschen Küstenwache gab es widersprüchliche Angaben. Die Hilfsorganisation "Sea-Eye" berichtete, eines ihrer Schiffe habe vor der libyschen Küste am Dienstag den Funkverkehr zwischen einem europäischen Marineflugzeug und dem Frachtschiff "El Hiblu 1" mitgehört. Das Flugzeug habe den Kapitän des Frachters aufgefordert, den Menschen zu helfen, da sie in Lebensgefahr seien und die libysche Küstenwache "außer Betrieb" sei. Versuche, die libysche Küstenwache zu kontaktieren, seien fehlgeschlagen. Zunächst hatte es geheißen, die Flüchtlinge seien auf Anweisung der libyschen Küstenwache gerettet worden.

Nach der Rettung teilte der Kapitän des Schiffes laut "Sea-Eye" über Funk unmissverständlich mit, dass die Menschen sehr aufgebracht seien und nicht nach Libyen zurückgebracht werden wollten. Tripolis sei jedoch der Zielhafen des Frachtschiffes gewesen, das unter der Flagge des Pazifik-Staats Palau fährt. Laut Medienberichten zwangen die Flüchtlinge den Kapitän, Malta anzusteuern. Die maltesische Marine hinderte die "El Hiblu 1" jedoch am Einlaufen in maltesische Gewässer, verschaffte sich Zugang zum Schiff und geleitete es unter Führung des Kapitäns nach Valletta.

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