Frankfurt a.M. (epd). Nach dem Tropensturm "Idai" im südlichen Afrika rechnen Hilfsorganisationen mit drastisch steigenden Opferzahlen und großer Not. Besonders stark betroffen ist Mosambik. In der Stadt Beira seien nach ersten Informationen nahezu 90 Prozent der Häuser zerstört oder beschädigt worden, sagte die Sprecherin der Diakonie Katastrophenhilfe, Anne Dreyer, am Mittwoch im SWR. Die bisherigen Informationen ließen befürchten, dass die Opferzahlen noch deutlich steigen, erklärte auch das "Bündnis Entwicklung hilft". Die Bundesregierung stellt eine Million Euro Soforthilfe zur Verfügung, um den Opfern des Tropensturms zu helfen.
Außerdem werde geprüft, ob auch Mittel aus den von Deutschland bereits aufgebrachten 4,3 Millionen Euro für humanitäre Hilfe im südlichen Afrika genutzt werden können, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Benötigt würden in erster Linie Nahrungsmittel, Trinkwasser und Gesundheitsstationen. Das ganze Ausmaß der Tragödie werde sich erst in den kommenden Tagen erfassen lassen. Tausende Menschen kämpfen in den Katastrophengebieten in Mosambik, Simbabwe und Malawi um ihr Leben.
Größte Herausforderung sei die Logistik
Am Mittwoch hielt der Regen in Mosambik an, die Wasserpegel stiegen weiter. Auch für die kommenden Tage würden Regenfälle und weitere Überschwemmungen erwartet, erklärte das Deutsche Rote Kreuz. "Nach ersten Berichten müssen wir davon ausgehen, dass mindestens 400.000 Menschen ihr Zuhause verloren haben. Die Bilder, die uns aus der Metropole Beira mit 500.000 Einwohnern erreichen, zeigen massive Zerstörungen", berichtete DRK-Mitarbeiterin Hanne Roden aus Maputo. Beira sei zu großen Teilen von der Außenwelt abgeschnitten.
"Das gesamte Ausmaß der Katastrophe ist immer noch unklar", sagte Roden. "Aber bereits jetzt können wir sagen, dass sich das Land in der größten humanitären Krise befindet, die es in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat." Jetzt müssten die von Überschwemmungen eingeschlossenen Menschen schnell gerettet werden. Der Zugang für die Helfer sei aber schwierig: Die Zufahrtsstraßen seien unpassierbar, Brücken zerstört, der Hafen sei beschädigt. Die größte Herausforderung sei die Logistik, ergänzte Dreyer.
Gefahr der Ausbreitung von Cholera
Von den Zerstörungen ist nach Angaben der Uno-Flüchtlingshilfe auch das Flüchtlingslager Tongogara in Simbabwe betroffen, in dem mehr als 19.000 Menschen leben. Dort hätten die schweren Stürme und Überschwemmungen die Unterkünfte von mehr als 800 Flüchtlingen vollständig zerstört, teilte die Uno-Flüchtlingshilfe in Bonn mit. Es bestehe die Gefahr der Ausbreitung von Cholera und Durchfall. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinen Nationen (UNHCR) verlege derzeit betroffene Familien in sichere Unterkünfte und stelle stabile Zelte auf.
Das Medikamentenhilfswerk Action Medeor in Tönisvorst kündigte an, eine Hilfslieferung aus seiner Niederlassung in der malawischen Hauptstadt Lilongwe in den vom Sturm betroffenen Südosten des Landes zu schicken. Dort brauche das 200-Betten-Krankenhaus Trinitiy Muona Hospital in Muona dringend Medikamente und medizinisches Verbrauchsmaterial.
Der Wirbelsturm "Idai" war zum Wochenende über Mosambik, Malawi und Simbabwe gezogen, dazu kamen heftige Überflutungen. Allein in Mosambik war bislang von mehr als 300 Toten die Rede, die Vereinten Nationen rechnen aber dort mit mehr als 1.000. Hunderttausende Menschen sind obdachlos geworden. Laut Welternährungsprogramm zog der Zyklon in Mosambik durch ein Gebiet mit mindestens 1,7 Millionen Einwohnern, in Malawi sind 920.000 Menschen betroffen.
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