Berlin (epd). Der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), fordert ein stärkeres Engagement der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in der Sindschar-Region im Nordirak. Am Ende einer sechstägigen Reise durch den Irak sagte er dem Evangelischen Pressedienst, dass im Stammland der Jesiden Minen geräumt, Schulen gebaut und Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden müssten. Da zudem einige Gebiete derzeit zwischen dem Zentralirak und der nördlichen Region Kurdistan umstritten sind, mangele es an einer einheitlichen staatlichen Sicherheitsstruktur und einer geordneten Verwaltung.
Die Sindschar-Region war im Sommer 2014 von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) überfallen worden. Die Dschihadisten töteten die Männer, die Frauen und Mädchen wurden als Sexsklavinnen verkauft. Noch immer werden viele von ihnen vermisst. Zehntausende flohen damals in die Berge, wo sie bei großer Hitze und wenig Schatten auf Hilfe warteten. Vor dem IS-Überfall haben etwa 600.000 Jesiden in der Sindschar-Region gelebt. Heute sind es schätzungsweise nur noch rund 40.000.
"Gerechtigkeit ist die Voraussetzung für Frieden"
Grübel sprach sich dafür aus, dass die Täter vor einem internationalen Gericht angeklagt werden. Dafür müssten die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. "Gerechtigkeit ist die Voraussetzung für Frieden", betonte er.
Nach Angaben eines Sprechers des Entwicklungsministeriums hat sich Grübel auf seiner Irak-Reise mit politischen und religiösen Vertretern über das Zusammenleben religiöser Minderheiten ausgetauscht. Dazu führte er in den Städten Bagdad, Erbil, Dohuk sowie in kleinen Orten in der Ninive-Ebene Gespräche mit Repräsentanten der verschiedenen Religionen. Er habe dabei auch mit Jesiden gesprochen, die wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind.
Im Irak lebten vor der Eroberung großer Teile des Landes durch den IS neben den muslimischen Sunniten und Schiiten sowie den Jesiden auch mehr als eine Million Christen. Schätzungen zufolge ging die Zahl der Christen in den vergangenen zehn Jahren von 1,2 Millionen auf 200.000 bis 500.000 zurück.
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