Mexiko-Stadt (epd). Die deutsche Regierung will in den Wirtschaftsbeziehungen mit Mexiko einen Schwerpunkt auf den fairen Handel legen. Das teilte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Dienstag (Ortszeit) während eines Besuchs in Mexiko-Stadt mit. Bei einem Treffen mit dem Leiter der mexikanischen Präsidialkanzlei, Alfonso Romo, hätten beide Regierungsvertreter die Notwendigkeit von fairen Lieferketten betont. "Ich möchte in Europa keine Banane kaufen und auch keinen Kaffee trinken, der von Kindersklaven auf den Plantagen in Mittel- oder Südamerika geerntet wurde", sagte Müller.
Deutsche Unternehmen müssten garantieren, dass beim Handel entsprechende Regel eingehalten werden: keine Kinderarbeit, existenzsichernde Löhne und ökologische Grundstandards. Die mexikanische Regierung hat für Kleinbauern Mindestpreise für Agrarprodukte festgelegt. Damit will sie Arbeitsplätze schaffen und extremer Ausbeutung entgegenwirken. Nach offiziellen Angaben sind in dem Land 2,48 Millionen Kinder zur Arbeit gezwungen, 71 Prozent von ihnen sind in der Landwirtschaft und der Fischerei tätig. Kriminelle Banden zwingen Migranten zu Sklaverei ähnlicher Arbeit und Prostitution.
Erstes Fairhandelsabkommen angestrebt
Müller verwies auf das seit dem Jahr 2000 existierende Globalabkommen der EU mit Mexiko, das derzeit neu verhandelt wird. Dieser Vertrag werde das erste Fairhandelsabkommen, sagte der Minister. "Damit setzt Europa, auch Deutschland, Zeichen: freie Märkte, aber mit fairen Standards." In dem Vertrag sollen Arbeitsstandards, nachhaltige Entwicklungsziele und die Einhaltung der Menschenrechte verbindlicher festgeschrieben werden. Zugleich sollen Investitionen erleichtert werden. Kritiker befürchten, dass dadurch Menschenrechtsverletzungen zunehmen, etwa durch Konflikte bei Bergbau- und anderen Großprojekten.
Der Entwicklungsminister hält sich seit Montag in Mexiko auf. Am Mittwoch wollte er in den südöstlichen Bundesstaat Chiapas weiterreisen, um Kaffee- und Bananenplantagen zur besuchen und sich über die sozialen Herausforderungen und die Produktionsbedingungen des landwirtschaftlichen Anbaus zu informieren.
Deutschland ist nach China und den USA der drittwichtigste Handelspartner Mexikos. Etwa 2.000 deutsche Unternehmen sind in dem Land tätig. Zudem ist Deutschland der größte Geldgeber in der Entwicklungszusammenarbeit. Diese konzentriert sich auf den Umwelt- und Klimaschutz, erneuerbare Energien, Stärkung des Rechtsstaates und Stärkung der Menschenrechte.
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