Pakistan schießt indische Kampfjets ab

Weitere Eskalation des Kaschmir-Konflikts befürchtet
Konfrontation im Himalaya: International wächst die Angst, dass der Streit um Kaschmir zwischen Indien und Pakistan erneut einen Krieg auslösen könnte. Deutschland und viele andere Staaten riefen zur Besonnenheit auf.

Dubai, Neu-Delhi (epd). Der Konflikt um Kaschmir zwischen den Atommächten Indien und Pakistan spitzt sich zu: Pakistan meldete am Mittwoch den Abschuss von zwei indischen Kampfjets in seinem Luftraum. Ein indischer Pilot sei gefangengenommen worden und werde nach den Normen militärischer Ethik behandelt, erklärte der pakistanische Armeesprecher, Generalmajor Asif Ghafoor. Zuvor war von zwei Piloten gesprochen worden. "Die heutige Aktion war ein Akt der Selbstverteidigung; wir wollen keinerlei Sieg deklarieren", unterstrich Ghafoor.

Indien bestätigte, dass einer ihrer Piloten in pakistanischer Gefangenschaft sei und forderte dessen "sofortige und sichere Rückkehr". Ein Sprecher des indischen Außenministeriums wiederum meldete den Abschuss eines pakistanischen Kampfflugzeugs, das dann auf pakistanischer Seite abgestürzt sei. Indessen wächst die Angst vor einer Eskalation des Konflikts. Die USA, China, Großbritannien, Deutschland und Russland riefen Indien und Pakistan zur Besonnenheit auf.

Bundesregierung betrachtet Entwicklung mit großer Sorge

Die Bundesregierung forderte beide Länder auf, den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, die Bundesregierung betrachte die Entwicklung mit großer Sorge. Beide Staaten hätten Verantwortung für die Kaschmir-Region. Pakistan sei aufgefordert, ganz konsequent gegen Terrorgruppen auf seinem Territorium vorzugehen, das gelte insbesondere für die Terrororganisation Jaish-e-Mohammed. Außenminister Heiko Maas (SPD) habe am Sonntag mit seinem pakistanischen Amtskollegen gesprochen und die deutsche Position deutlich gemacht.

Angesichts der kriegsähnlichen Situation setzte Indien zahlreiche zivile Flugverbindungen aus. Pakistan schloss am Mittwoch seinen gesamten Luftraum für kommerzielle Flüge. Der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan rief Indien zu einem Dialog auf. Es sei wichtig, nun weise zu handeln. "Alle Kriege sind Fehlkalkulationen", fügte er hinzu.

Indien macht Pakistan für die Tat verantwortlich

Am Dienstag hatten indische MiG-21-Kampfjets ein angebliches Trainingscamp der Terrororganisation Jaish-e-Mohammed nahe der Stadt Balakot im pakistanischen Teil von Kaschmir angegriffen. Die Terrororganisation hatte sich zu einem Anschlag auf einen indischen Militärkonvoi mit 40 Toten am 14. Februar bekannt. Indien macht Pakistan für die Tat verantwortlich, weil die Islamisten in Pakistan Unterschlupf gefunden hätten. Islamabad weist jegliche Mitschuld zurück.

Balakot liegt etwa 80 Kilometer von der Grenzlinie zwischen beiden Ländern entfernt. Es ist das erste Mal seit dem indisch-pakistanischen Krieg von 1971, dass indische Kampfflugzeuge in den pakistanischen Luftraum eingedrungen sind.

Massive Polizei- und Militärpräsenz

Kaschmir ist seit mehr als sieben Jahrzehnten ein Zankapfel. Indien und Pakistan haben bereits mehrere Kriege um die mehrheitlich muslimische Region im Himalaya geführt, die provisorisch zwischen beiden Ländern geteilt ist. Als Grenze dient eine Waffenstillstandslinie von 1949. Separatisten im indischen Teil Kaschmirs kämpfen seit Jahrzehnten für eine Unabhängigkeit von Indien, dessen Bevölkerung mehrheitlich hinduistisch ist.

Indien unterhält eine massive Polizei- und Militärpräsenz in dem unruhigen Gebiet. Es kommt immer wieder zu Protesten gegen Menschenrechtsverletzungen, zu Unruhen und Aufständen. Die Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed Gruppe wird zahlreicher Anschläge auf indischem Boden bezichtigt - unter anderem eines Angriffs auf das indische Parlament in Neu-Delhi 2001, der beinahe einen neuen Krieg zwischen Indien und Pakistan auslöste.

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