Berlin, Caracas (epd). Im Venezuela-Konflikt hat die sogenannte Lima-Gruppe eine Militärintervention mehrheitlich abgelehnt. Der Übergang zur Demokratie müsse friedlich durch die Venezolaner ohne Einsatz von Gewalt erfolgen, heißt es in der am Montagabend (Ortszeit) im kolumbianischen Bogotá verabschiedeten Abschlusserklärung der Lima-Gruppe, einem Zusammenschluss der wichtigsten lateinamerikanischen Länder und Kanadas.
Gleichzeitig forderten die Staaten, die Sanktionen gegen das Regime von Präsident Nicolás Maduro zu verstärken. US-Vizepräsident Mike Pence, der an der Konferenz teilnahm, bekräftigte dagegen laut der Tageszeitung "El Nacional" die US-Position, dass alle Optionen auf dem Tisch lägen. Auch Venezuelas Oppositionsführer und selbsterklärter Übergangspräsident Juan Guaidó warb dafür, die Möglichkeit einer Militärintervention nicht auszuschließen.
Drohungen gegen Juan Guaidó
Gleichzeitig zeigten sich die Vertreter der Lima-Gruppe besorgt über Drohungen gegen Guaidó. "Es gibt Informationen über ernste und glaubwürdige Bedrohungen gegen das Leben und die persönliche Integrität von Juan Guaidó und seiner Familie", sagte der kolumbianische Außenminister Carlos Holmes Trujillo. Für jede Aktion gegen Guaidó und seine Familie werde Maduro verantwortlich gemacht. Dies wäre ein Verbrechen, das die Lima-Gruppe zwingen würde, gemeinsam zu handeln, betonte Holmes Trujillo.
Guaidó befindet sich trotz eines von Maduro verhängten Ausreiseverbots in Kolumbien und nahm dort an der Konferenz der Lima-Gruppe teil. In einem Interview mit dem US-Sender ABC betonte Maduro, bei seiner Rückkehr nach Venezuela müsse sich Guaidó vor Gericht verantworten. "Er muss das Gesetz respektieren", sagte Maduro laut ABC. Gegen Guaidó sei ein gerichtliches Ausreiseverbot verhängt worden. Die Konferenz der Lima-Gruppe bezeichnete er als einen Versuch, eine Parallelregierung in Venezuela zu installieren. Erneut griff er US-Präsident Trump scharf an und warf ihm eine "extremistische Ku-Klux-Clan-Regierung" vor.
In Venezuela tobt ein heftiger politischer Machtkampf zwischen der bürgerlichen Opposition und der sozialistischen Regierung unter Maduro. Oppositionsführer Guaidó hatte sich am 23. Januar 2019 zum Übergangsstaatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 50 Länder als legitimen Interimsstaatschef anerkannt. Die Opposition macht Maduro für die schwere Wirtschaftskrise im Land verantwortlich. Mehr als drei Millionen Menschen sind vor der Krise bereits ins Ausland geflohen. Das entspricht etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung.
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