Indien bombardiert angebliches Terrorcamp in Pakistan

Reaktion auf Anschlag im indischen Teil Kaschmirs
Die Beziehungen zwischen den verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan sind auf einem Tiefpunkt angelangt. Indische Luftangriffe auf mutmaßliche Islamisten schüren die Angst vor einer Eskalation.

Dubai, Neu-Delhi (epd). Zwölf Tage nach einem Anschlag auf einen indischen Militärkonvoi in Kaschmir hat Indien Luftangriffe gegen Pakistan geflogen. Zwölf indische Kampfjets hätten ein angebliches Trainingscamp von Islamisten im pakistanischen Teil Kaschmirs angegriffen, berichteten indische Medien am Dienstag. Die pakistanische Luftwaffe antwortete ihrerseits mit Alarmstarts an der indischen-pakistanischen Grenzlinie.

Die indische Seite behauptete, bei dem Angriff auf ein Camp der Terrororganisation Jaish-e-Mohammed nahe der Stadt Balakot seien 350 Kämpfer getötet worden. Pakistan hingegen behauptete, es habe keinerlei Schäden gegeben.

"Indien wird uns nie überraschen", erklärte der Sprecher des pakistanischen Militärs, Asif Ghafoor. Er bestätigte, dass indische Kampfflugzeuge die Grenzlinie zu Pakistan verletzt hätten. Pakistans Luftwaffe habe sofort mit Alarmstarts reagiert, und die indischen Kampfjets hätten sich daraufhin wieder zurückgezogen.

"Eine präventive, nicht-militärische Aktion"

Balakot befindet sich etwa 80 Kilometer von der indisch-pakistanischen Grenzlinie entfernt. Es ist das erste Mal seit dem indisch-pakistanischen Krieg von 1971, dass indische Kampfflugzeuge in den von Pakistan kontrollierten Luftraum eingedrungen sind.

Der stellvertretende indische Außenminister Vijay Gokhale erklärte, es handele sich um "eine präventive, nicht-militärische Aktion", die speziell auf Trainingscamps der Terrororganisation Jaish-e-Mohammed ausgerichtet gewesen sei, um "zivile Opfer zu vermeiden". Der indische Premierminister Narendra Modi, der sich im Mai Neuwahlen stellen muss, erklärte, "Indien sei in sicheren Händen".

Die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan sind auf einem Tiefpunkt angelangt, seitdem am 14. Februar über 40 Soldaten bei einem Selbstmordattentat auf einen Militärkonvoi im indische Kaschmir starben. Indien beschuldigt Pakistan, hinter dem Anschlag der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed zu stecken.

Furcht vor einer Eskalation

Pakistan weist hingegen alle Anschuldigungen von sich. Außenminister Shah Mahmood Qureshi erklärte in Islamabad, Indiens Regierung habe sich "erneut eigennützigen, verwegenen und frei erfundenen Behauptungen hingegeben". Pakistan werde darauf reagieren. In der vergangenen Woche hatte der pakistanische Regierungschef Imran Khan Indien vor einem Militärschlag gewarnt.

Seither wächst die Furcht vor einer Eskalation im Konflikt zwischen den beiden verfeindeten Atommächten, die bereits drei Kriege gegeneinander geführt haben. Beide Länder verfügen über zusammen knapp 300 Atomsprengköpfe, von denen jeder etwa die Stärke der 1945 über Hiroshima abgeworfenen Bombe hat.

Massive Polizei- und Militärpräsenz

Das mehrheitlich muslimische Kaschmir ist seit sieben Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Indien und Pakistan, die beide jeweils nur einen Teil des Gebietes verwalten. Als Grenze dient die Waffenstillstandslinie von 1949, die international aber nicht anerkannt ist. Separatisten im indischen Teil von Kaschmir kämpfen seit Jahrzehnten für eine Unabhängigkeit von Indien, dessen Bevölkerung mehrheitlich hinduistisch ist.

Indien unterhält eine massive Polizei- und Militärpräsenz in dem unruhigen Himalaya-Gebiet. Es kommt immer wieder zu Protesten gegen Menschenrechtsverletzungen, Unruhen und Aufständen. Die Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed ist offiziell in Pakistan verboten, soll jedoch dort weiter operieren. Die Gruppe wird zahlreicher Terrorattentaten auf indischem Boden bezichtigt - unter anderem eines Anschlags auf das indische Parlament in Neu-Delhi 2001, der beinahe einen neuen Krieg zwischen Indien und Pakistan auslöste.

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