Frankfurt a.M., Porte au Prince (epd). Acht Tage nach Beginn gewalttätiger Proteste gegen die Regierung in Haiti hat Präsident Jovenel Moïse einen Rücktritt ausgeschlossen. "Ich werde das Land nicht bewaffneten Gangs und Drogendealern überlassen", sagte er am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Fernsehansprache laut der Nachrichtenagentur Haiti Press Network. Es war seine erste Wortmeldung zu den Rücktrittsforderungen seit Beginn der Proteste, bei denen der Nachrichtenagentur zufolge bislang mindestens zehn Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden.
Seit dem 7. Februar demonstrieren täglich Zehntausende Menschen in den großen Städten des Landes, um Moïses Rücktritt zu verlangen. Sie werfen ihm vor, nichts gegen die massiven Preissteigerungen bei Konsumgütern, die weit verbreitete Korruption und die allgemeine Wirtschaftskrise getan zu haben. Moïses regiert das Land seit 2017. Bei den Protesten kommt es immer wieder zu Ausschreitungen. Die Demonstranten greifen Geschäfte und Tankstellen an, errichten Barrikaden und plündern Läden.
Reisewarnung für Haiti
Derweil gab das US-Außenministerium eine Reisewarnung für Haiti aus und berief alle Angestellten der US-Regierung ab, die nicht dringend in Haiti benötigt würden. Die US-Regierung habe nur eingeschränkte Möglichkeiten, Notfall-Hilfe für US-Bürger zu leisten. Kanada schloss seine Botschaft vorübergehend, wie kanadische Medien berichteten.
Haiti gilt als ärmster Staat des amerikanischen Kontinents. Das Land mit elf Millionen Einwohnern hat sich noch nicht von dem schweren Erdbeben 2010 erholt, bei dem rund 300.000 Menschen starben und mehr als eine Million obdachlos wurden. Im vergangenen Jahr kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen, nachdem die Regierung eine Erhöhung der Benzinpreise angekündigt hatte. Im November legten Streiks und Demonstrationen gegen Korruption Port-au-Prince lahm.
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