Berlin, Caracas (epd). In Venezuela sind laut Oppositionsführer Juan Guaidó erste Hilfslieferungen an die Bevölkerung verteilt worden. Etwa 1,7 Millionen Lebensmittelrationen für Kinder und 4.500 Nahrungsergänzungsmittel für Frauen seien darunter gewesen, erklärte der von zahlreichen Ländern Europas und Lateinamerikas anerkannte Übergangspräsident am Montagabend (Ortszeit) über Twitter. Unklar war, wie die Hilfslieferungen ins Land gekommen sind.
Unterdessen strömten am Dienstag Tausende Menschen zu den Treffpunkten, die die Opposition und Studentenverbände für einen Protesttag genannt hatten. Am Tag der Jugend solle landesweit auf den Straßen die ungehinderte Einfuhr von Hilfsgütern gefordert werden, erklärte Guaidó auf seinem Twitter-Account. Auch Präsident Nicolás Maduro hatte zu Demonstrationen aufgerufen. Am zentralen Bolivar-Platz lagen Unterschriftenlisten gegen US-Sanktionen aus. Laut Medienberichten blockierte die Nationalgarde mehrere zentrale Punkte der Hauptstadt Caracas.
Präsdient Maduro verweigert bislang die Einfuhr von Hilfsgütern
In Venezuela herrscht ein Machtkampf zwischen Regierung und Opposition und seit Jahren eine massive Wirtschaftskrise, es fehlt an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten. Von etwa 30 Millionen Einwohnern drohen nach Angaben der Opposition bis zu 300.000 Venezolaner zu verhungern.
Der sozialistische Präsident Maduro verweigert die Einfuhr internationaler Hilfslieferungen. In der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta lagern laut Opposition rund zehn Tonnen Hilfsgüter mit Lebensmitteln und Medikamenten. Ein weiteres Zentrum für Hilfslieferungen wurde im brasilianischen Bundesstaat Roraima installiert, der an Venezuela angrenzt.
Parlamentspräsident Guaidó hatte sich im politischen Machtkampf mit Maduro am 23. Januar 2019 zum Übergangsstaatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 40 Länder als legitimen Interimsstaatschef anerkannt, darunter Kanada, viele lateinamerikanische Länder sowie zahlreiche EU-Staaten wie Deutschland, Frankreich und Spanien.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte die Hoffnung auf Präsidentschaftswahlen, um die Staatskrise in Venezuela zu beenden. "Venezuela ist nach Jahren der Autokratie und der Misswirtschaft am Rande des Abgrunds, am Rande des Bankrotts", sagte Steinmeier am Montagabend (Ortszeit) nach seiner Ankunft in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena. Die Versorgung der Bevölkerung sei dramatisch schlecht. Nur wenn ein neuer Präsident auf einer glaubwürdigen, legitimen Grundlage die Amtsausführung innehabe, gebe es Hoffnung auf eine Zukunft für die Venezolaner.
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