Berlin, São Paulo (epd). Nach dem Dammbruch in einer Eisenerzmine in Brasilien haben die Rettungskräfte kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. Bislang wurden 58 Tote geborgen, 305 Menschen werden noch vermisst, wie der Einsatzleiter nach Berichten der Tageszeitung "Folha die São Paulo" (Montag) sagte. 192 Verschüttete seien gerettet worden. Der Damm eines Rückhaltebeckens im Bergbaukomplex Corrego do Feijao war am Freitag gebrochen und hatte ein Verwaltungsgebäude und die Kantine der Mine sowie zahlreiche Häuser der angrenzenden Stadt Brumadinho unter der Schlammlawine begraben. Unter den Opfern sind viele Arbeiter der Mine, die zum Vale-Konzern gehört.
Über die Ursache des Unglücks gibt es noch keine offiziellen Angaben. Brasilianische Medien berichten aber von Fahrlässigkeit bei der Vergabe einer Lizenz zum Weiterbetrieb der Mine. Nach Angaben der Rettungskräfte war der Schlamm an einigen Stellen 15 Meter hoch. Zudem sei er jetzt getrocknet, was die Rettungsarbeiten weiter erschwere.
13 Millionen Quadratmeter Schlamm
Am Sonntag mussten die Rettungsarbeiten zudem unterbrochen werden, weil ein weiterer Damm zu brechen drohte. Mehrere Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Erst nach Stunden konnten die Rettungsarbeiten fortgesetzt werden. In der Stadt Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais leben rund 39.000 Menschen. Rund 13 Millionen Quadratmeter Schlamm sollen sich in den Fluss Paraopeba ergossen haben. Unklar ist noch, wie viel Schadstoffe in dem Schlamm enthalten sind.
Der 1976 gebaute Damm war sollte eigentlich abgerissen werden. Laut dem brasilianischen Bergbauunternehmen Vale hatte die jüngste Prüfung im Januar keine Mängel ergeben. Brasilianische Medien berichten, dass bei der Lizenzvergabe zum Weiterbetrieb der Mine mehre Umweltschutz- und Sicherheitsverfahren übersprungen worden seien.
Mögliche Entschädigungszahlungen
Die brasilianische Justiz fror elf Milliarden Real (2,6 Milliarden Euro) auf den Konten von Vale für mögliche Entschädigungszahlungen ein. Außerdem wurde das Unternehmen vom Staat und vom Bundesstaat Minas Gerais mit Strafen in Höhe von 81 Millionen Euro belegt.
Vale war bereits vor drei Jahren in ein ähnliches Unglück verwickelt, bei dem 19 Menschen ums Leben kamen. Mehrere Ortschaften wurden von der Schlammlawine begraben und der Fluss Rio Doce nachhaltig verunreinigt.
Die Umweltorganisation WWF wies darauf hin, dass Deutschland mehr als 50 Prozent seines importierten Eisenerzes aus Brasilien beziehe und damit zu den größten Abnehmern des Rohstoffs gehöre. Deutsche Unternehmen müssten ihre Verantwortung übernehmen. "Der Dammbruch zeigt, welch unfassbares Leid der Abbau von Rohstoffen verursachen kann. Und doch ist diese Katastrophe nur die Spitze des Eisbergs", sagt Jörg-Andreas Krüger vom WWF Deutschland.
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