Zwei Tote bei Massenprotesten im Sudan

Sudans Langzeitherrscher Al-Baschir reagiert mit Brutalität gegen Demonstranten. Menschenrechtler fordern eine UN-Untersuchung der Gewalt.

Genf, Khartum (epd). Bei Protesten gegen das Regime von Präsident Omar al-Baschir im Sudan sind zwei weitere Demonstranten getötet worden. Ein 22-jähriger Medizinstudent sei in der Hauptstadt Khartum nach Misshandlungen durch Sicherheitskräfte seinen Verletzungen erlegen, berichtete die Tageszeitung "Sudan Tribune" unter Berufung auf die Organisatoren der Proteste am Freitag. Ein ebenfalls 22-Jähriger sei durch einen Schuss in die Brust getötet worden. Zahlreiche Regierungskritiker wurden nach Angaben der sudanesischen Ärztevereinigung CCSD verletzt.

Durch Polizeigewalt getötet

Nach UN-Angaben sind seit Beginn der Proteste Mitte Dezember etwa 50 Menschen durch Polizeigewalt getötet worden. Ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es die Lage im Sudan verfolge. Eine Beobachtung vor Ort sei nicht möglich, da ein Büro des Kommissariats vor Jahren von Sudans Regierung geschlossen worden sei, betonte der Sprecher, Rupert Colville.

Auslöser der Proteste war ein deutlicher Anstieg der Brotpreise, nachdem die Behörden Subventionen für Mehl gestrichen hatten. Mittlerweile kommt es fast täglich zu Kundgebungen. Der autokratische Präsident Al-Baschir lässt die Demonstrationen mit Gewalt niederschlagen. Die Sicherheitskräfte gehen laut den Vereinten Nationen mit Tränengas und scharfer Munition gegen die Kritiker vor.

Seit 30 Jahren an der Macht

Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte am Freitag eine unabhängige Untersuchung von Gewalt und Repression durch UN-Menschenrechtsexperten. "Das Töten, Verschwindenlassen und Foltern von Demonstranten, die systematische Verletzung der Demonstrations- und Versammlungsfreiheit und die gezielte Behinderung der Medienberichterstattung im In- und Ausland müssen dokumentiert werden", verlangte die Organisation.

Nur damit könnten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es in einem Schreiben der Gesellschaft an die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. Der Sprecher des UN-Hochkommissariats, Colville, hielt fest, dass derzeit keine Sudan-Untersuchung geplant sei. Normalerweise müsste der UN-Menschenrechtsrat, die UN-Vollversammlung oder der UN-Sicherheitsrat eine Untersuchung in Auftrag geben.

Al-Baschir ist seit einem Militärputsch 1989 an der Macht. Er wird vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl wegen Völkermords und Kriegsverbrechen in der Unruheregion Darfur gesucht. 2013 hatte die Regierung ebenfalls Massenproteste niederschlagen lassen. Damals wurden rund 170 Menschen getötet.

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