Berlin, Caracas (epd). Nach einer versuchten Meuterei in Caracas haben Sicherheitskräfte 27 Mitglieder der Nationalgarde festgenommen. Sie hätten Waffen gestohlen und vier Offiziere als Geiseln genommen, teilte das Verteidigungsministerium am Montag (Ortszeit) laut einem Bericht der Tageszeitung "El Nacional" mit. Die Nationalgardisten werden des Widerstands gegen die Regierung beschuldigt. Das Militär hatte zuvor eine Revolte in einer Kaserne im Stadtteil Cotiza niedergeschlagen.
In sozialen Medien waren Videos zu sehen, in denen Nationalgardisten zum Putsch gegen Präsident Nicolás Maduro aufrufen. Die Meuterei ereignete sich am Montagmorgen. Nach wenigen Stunden seien die Nationalgardisten aber von Spezialkräften eingekreist und festgenommen worden, hieß es.
Zahlreiche Länder erkennen Maduros Präsidentschaft nicht an
Trotz Protesten im In- und Ausland hatte sich Maduro Anfang Januar für eine zweite Amtszeit vereidigen lassen, die bis 2025 dauert. Die Wahlen vom 20. Mai 2018 waren nach Überzeugung der internationalen Gemeinschaft nicht demokratisch. Die USA, die EU und zahlreiche Länder Lateinamerikas erkennen Maduros Präsidentschaft nicht an.
Das von Maduro entmachtete Parlament, in dem die Opposition die Mehrheit stellt, sieht sich als einzige legitime Vertretung Venezuelas. Die Mehrheit der Abgeordneten hatte vor kurzem ein Amnestiegesetz für Soldaten verabschiedet, die sich an der Wiederherstellung der demokratischen Ordnung beteiligen. "Unsere Soldaten wissen, dass die Befehlskette wegen der illegalen Machtübernahme im Präsidentenamt zerrissen ist", schrieb Parlamentspräsident Juan Guaidó auf Twitter.
Venezuela befindet sich zudem in einer Wirtschaftskrise mit einem dramatischen Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten. Regierungsgegner machen die sozialistische Regierung für die Versorgungsengpässe und die aktuell weltweit höchste Inflation verantwortlich. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben seit 2014 mehr als 2,4 Millionen Venezolaner wegen der Krise ihr Land verlassen. Das entspricht rund acht Prozent der Gesamtbevölkerung.
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