Genf, Khartum (epd). Im Sudan gehen die Sicherheitskräfte mit zunehmend brutaler Gewalt gegen Demonstranten vor, die den Rücktritt von Präsident Omar Al-Baschir fordern. Am Freitag feuerten Polizisten mit scharfer Munition auf Hunderte Menschen, die sich vor einem Krankenhaus in der Hauptstadt Khartum an einem Sitzstreik beteiligten. Das berichtete der britische Rundfunksender BBC unter Berufung auf Augenzeugen. Dort war ein Arzt gestorben, den Polizisten am Donnerstag mit 14 Schüssen aus nächster Nähe getötet hatten. Mindestens ein weiterer Demonstrant, ein 16-jähriger Junge, wurde erschossen. Hunderte Menschen wurden festgenommen.
Die Proteste gegen den seit 30 Jahren regierenden Al-Baschir halten seit dem 19. Dezember an. Begonnen hatten sie aus Unmut über die steigenden Brotpreise, nachdem wegen einer Wirtschaftskrise Subventionen für Mehl gestrichen worden waren. Inzwischen rufen unterschiedliche Bürgerrechtsgruppen fast täglich zu Protesten auf.
EU und UN verurteilen blutige Niederschlagung von Protesten
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die sofortige Freilassung der Gefangenen, darunter Journalisten, Ärzte, Rechtsanwälte und Oppositionsführer. Gegen sie lägen keine Anklagen vor. Der Vizevorsitzende von Al-Baschirs Partei, Faisal Hassan Ibrahim, verteidigte die Härte der Sicherheitskräfte. Diese sei nötig, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, sagt er der Tageszeitung "Sudan Tribune" zufolge.
EU und UN verurteilen die blutige Niederschlagung von Protesten. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hatte den Sicherheitskräften am Donnerstag vorgeworfen, exzessive Gewalt anzuwenden. Nach ihren Angaben sind bei den Unruhen binnen eines Monats fast 50 Menschen getötet worden. Bachelet rief zum Dialog mit der Opposition auf, um weitere Opfer zu vermeiden.
Al-Baschir ist seit einem Militärputsch 1989 an der Macht. Er wird vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl wegen Völkermords und Kriegsverbrechen in der Unruheregion Darfur gesucht. 2013 hatte die Regierung ebenfalls Massenproteste niederschlagen lassen. Damals wurden rund 170 Menschen getötet.
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