Berlin (epd). Mehr als vier Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten in Mexiko hat eine Wahrheitskommission die Arbeit aufgenommen. Mit der Einrichtung des Gremiums bringe die Regierung ihren Willen zum Ausdruck, die Wahrheit so schnell wie "menschlich, juristisch und wissenschaftlich möglich" ans Licht zu bringen, erklärte Innenministerin Olga Sánchez Cordero in Mexiko-Stadt. Mehrere weitere Minister, Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen und Angehörige der Studenten nahmen laut dem Menschenrechtszentrum ProDH an der Veranstaltung zur Einsetzung der Kommission am Dienstag (Ortszeit) teil.
Die Studenten waren in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 nach einer Auseinandersetzung mit der Polizei und Angriffen von Kriminellen in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero verschwunden. Es wird vermutet, dass sie ermordet wurden. Bis heute ist aber unklar, was wirklich mit ihnen passiert ist. Der Fall hat wie kein anderer die katastrophale Menschenrechtssituation und die korrupten Strukturen in Mexiko offengelegt. Gleich nach seinem Amtsantritt am 1. Dezember 2018 hatte der neue Präsidenten Andrés Manuel López Obrador die Einsetzung einer Wahrheitskommission angeordnet.
Angehörige setzen große Hoffnung auf die Initiative
Zuvor hatte bereits eine UN-Expertenkommission die Hintergründe des Falls recherchiert. Sie kam zu dem Schluss, dass die von der Staatsanwaltschaft vertretene Version vom Tathergang nicht der Wahrheit entsprechen könne. Zudem kritisierte sie, dass die Regierung nicht genügend Kooperationsbereitschaft gezeigt habe. Man fange nicht bei Null an und werde auf bereits existierende Ermittlungen zurückgreifen, erklärte das Innenministerium.
Die Angehörigen setzen große Hoffnung auf die neue Initiative. Zugleich sind sie jedoch vorsichtig, da die Vorgängerregierung ihrer Meinung nach alles dafür getan hat, um eine Aufklärung zu verhindern. Die Kommission müsse den Pakt der Straflosigkeit überwinden, erklärte Santiago Aguirre vom Zentrum ProDH.
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