São Paulo, Caracas (epd). In diesem Jahr erfasste die Beobachtungsstelle Observatorio de Violencia in Caracas insgesamt 23.047 gewaltsame Todesfälle, wie aus ihrem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht hervorgeht. 10.422 der Opfer wurden den Angaben zufolge von Sicherheitskräften getötet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl fast verdoppelt (2017: rund 5.500 Tote durch Polizeigewalt).
Für 2018 errechnete die Organisation eine Rate von 81,4 Morden pro 100.000 Einwohnern. Damit bleibt Venezuela eines der gewalttätigsten Länder weltweit außerhalb von Kriegsgebieten. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Gesamtzahl der Tötungen (2017: 26.616) in Venezuela zwar etwas zurückgegangen, sagte Roberto Briceño León, Sprecher der Organisation, die an die Universität angegliedert ist. Dafür habe aber die Gewalt der Sicherheitskräfte stark zugenommen.
Hohe Dunkelziffer
Die Dunkelziffer sei hoch, da die Organisation nur die Daten erfasse, die gemeldet und überprüft worden seien, sagte Briceño León. Von offizieller Seite herrsche eine "Zensur", was die Zahl der Gewaltverbrechen angehe. Er kritisierte einen Mangel an Rechtsstaatlichkeit und fehlende Ermittlungen. Vor allem die ärmere Bevölkerung sei der Gewalt schutzlos ausgeliefert. Das Observatorio de Violencia sammelt und analysiert seit 2005 Daten über die Gewalt in Venezuela.
Die ausufernde Gewalt ist auch ein Grund für die anhaltende Massenflucht aus Venezuela, das etwa 31 Millionen Einwohner hat. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben seit 2014 mehr als 2,4 Millionen Venezolaner ihr Land verlassen. Das entspricht rund acht Prozent der Gesamtbevölkerung. Jeden Tag überqueren Hunderte Migranten die Grenzen nach Brasilien, Ecuador oder Kolumbien.
Venezuela steckt in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Die sozialistische Regierung unter dem autoritären Präsident Nicolás Maduro und die bürgerliche Opposition liefern sich einen erbitterten Machtkampf, in dem es immer wieder zu Straßenschlachten kommt. Es fehlt an Lebensmitteln und Medikamenten, die Inflation galoppiert mit immer neuen Höchstwerten.
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