Banal, aber lebenswichtig

Global Handwashing Day
Durchfall, Grippe, oder sogar Ebola: Durch eine gute Handhygiene kann das Ansteckungsrisiko für viele Krankheiten enorm verringert werden. Trotzdem ist regelmäßiges Händewaschen noch längst nicht selbstverständlich.

Tübingen/Heidelberg (epd). "Hände waschen, Hände waschen muss ein jedes Kind", heißt es in einem Kinderlied. Tatsächlich ist Händewaschen die einfachste Hygienemaßnahme, die es gibt - und kann sogar Leben retten. Doch an vielen Orten weltweit fehlt das Wissen darüber, warum Händewaschen wichtig ist - oder es gibt keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Deshalb weist der Internationale Hände-Waschtag - auf englisch "Global Handwashing Day" - am 15. Oktober auf die Bedeutung von sauberen Händen hin. Der Tag wurde vor genau zehn Jahren von der Weltgesundheitsorganisation ins Leben gerufen.

Durchfall und Lungenentzündung sind die Haupttodesursachen von Kleinkindern, heißt es auf der Internet-Seite der "Global Handwashing Initiative". Durch Händewaschen mit Seife vor dem Essen und nach dem Toilettengang könnten diese Durchfallkrankheiten um fast die Hälfte reduziert werden und akute Atemwegserkrankungen um ein Viertel.

"Händewaschen scheint so einfach zu sein", sagt Amanda Stillman, Direktorin des Landesbüros von International Aid Service im Tschad. "Aber wenn Menschen gewohnt sind, wegen der Wasserknappheit so wenig wie nötig Wasser zu verbrauchen, dann wird Händewaschen als nicht bedeutsam angesehen." Die Teams der Organisation versuchten deshalb ständig, die Menschen daran zu erinnern, wie wichtig Händewaschen ist: "Wann, wie und warum die Hände gereinigt werden sollten. Diese einfache Information kann Menschenleben retten."

Handwaschanlagen und Aufklärungsarbeit

Davon ist auch Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Institutes für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen, überzeugt: "Nicht nur viele Durchfallerkrankungen werden durch die Hände übertragen, sondern auch das tödliche Ebolafieber." Erst vor wenigen Wochen war die Ärztin im Kongo, wo sie gemeinsam mit der Partnerorganisation Musaca versuchte, in zwei Flüchtlingslagern in Bunia durch Handwaschanlagen und Aufklärungsarbeit die Hygiene und damit den Schutz vor Ebola für die insgesamt etwa 6.000 Menschen zu verbessern.

Auch in vielen Gesundheitseinrichtungen, die ohne fließendes Wasser auskommen müssen, seien diese Handwaschanlagen extrem wichtig, erklärt Schneider. Die geschlossenen Eimer mit einem Hahn zum Auf- und Zudrehen müssten täglich befüllt und sauber gehalten werden. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen brauchten Schulungen in guter Handhygiene.

Auch in Deutschland gibt es laut Schneider noch Aufklärungsbedarf: Nicht nur in der Krankenhaushygiene sondern auch in Zeiten von Grippewellen, wenn durch Händeschütteln die Krankheit weiterverbreitet wird. "Auch hier kann viel bewirkt werden durch regelmäßiges und richtiges Händewaschen."

Frauen reinlicher als Männer

Beim Händewaschen nach der Toilettennutzung scheint sich in der deutschen Bevölkerung ebenfalls noch nicht die Praxis durchgesetzt zu haben, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt: Nämlich mindestens 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife nicht nur die Handflächen, sondern auch die Fingerzwischenräume zu reinigen.

Nach einer Untersuchung der privaten SRH Hochschule Heidelberg vom Frühjahr 2018 waschen sich nur acht Prozent der Toilettengänger die Hände mit der nötigen Gründlichkeit. Rund 58 Prozent benutzten zwar Wasser und Seife, allerdings nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit, 27 Prozent wuschen ihre Hände nur mit Wasser, etwa sieben Prozent der Beobachteten verzichteten ganz auf das Händewaschen. Frauen erwiesen sich als reinlicher als Männer.

Dass es Kinderlieder übers Händewaschen gibt und die Kleinen bereits in der Kita das gründliche Reinigen lernen, findet Schneider wichtig und gut: "Man kann Händewaschen gar nicht überschätzen, sondern es ist eine einfache, aber sehr effektive Maßnahme, die Krankheiten verhindern kann", sagt die Ärztin.

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