Rio de Janeiro (epd). In Umfragen für die Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien liegt der Rechtspopulist Jair Bolsonaro vorn. Das Umfrageinstitut Datafolha sagte Bolsonaro am Mittwoch (Ortszeit) 58 Prozent und seinem Gegner Fernando Haddad von der Arbeiterpartei 42 Prozent der Stimmen voraus. Der zweite Wahlgang, bei dem zugleich die Gouverneure von 13 Bundesstaaten neu bestimmt werden, findet am 28. Oktober statt.
Der ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag gewann Bolsonaro mit deutlichem Vorsprung. Auch im neu gewählten Parlament gab es einen Rechtsruck. Mehrere Rechtsparteien, viele evangelikale Kirchen, Unternehmer und die Agrarier-Fraktion im Kongress unterstützen die Kandidatur des umstrittenen Rechtsaußen. Lokale Medien berichten seit dem Wahltag über zahlreiche gewaltsame Übergriffen von Bolsonaro-Anhänger auf Sympathisanten von Haddad.
Rassistische Äußerungen
Bolsonaro fiel mehrfach durch frauenfeindliche und rassistische Äußerungen auf. Der 63-jährige vertritt konservative Werte und eine liberale Wirtschaftspolitik. Mehrfach lobte der bisherige Bundesabgeordnete die Zeit der Militärdiktatur (1964-1985) sowie die Anwendung von Folter. Bolsonaro kündigte an, das Kabinett deutlich zu verkleinern und mindestens fünf Ministerporten mit Militärs besetzen.
Haddad will die Sozialpolitik der Arbeiterpartei fortsetzen, die in 14 Regierungsjahren (2003-2016) Millionen Bürger aus der Armut holte. Der frühere Bildungsminister und ehemalige Bürgermeister der Metropole São Paulo wird im zweiten Wahlgang von fast allen linken und Mitte-Links-Parteien unterstützt. Haddad trat anstelle des inhaftierten Ex-Präsidenten Luis Inácio Lula da Silva an, der aufgrund einer Verurteilung wegen Korruption nicht kandidieren durfte.
Das Ergebnis des ersten Wahlgangs hat die Spaltung Brasiliens in zwei entgegengesetzte politische Lager noch vertieft. Seit drei Jahren steckt Lateinamerikas größte Volkswirtschaft in einer Wirtschaftskrise mit Rekordarbeitslosigkeit. Zugleich erschütterte der größte Korruptionsskandal in der Geschichte das Landes das Vertrauen der Menschen in die Politik.
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