Weltklimarat fordert Umsteuern beim Energieverbrauch

epd-bild / Stephan Wallocha
Der Klimawandel bedroht nicht nur den Lebensraum von Eisbären.
Sonderbericht: CO2-Ausstoß muss bis Mitte des Jahrhunderts auf null sinken
Jeder noch so kleine Anstieg der Temperatur hat Auswirkungen: Der Weltklimarat dringt deshalb auf mehr Klimaschutz. Die Experten warnen vor drastischen Konsequenzen für die Ökosysteme, geben den Kampf gegen die Erderwärmung aber nicht verloren.

Genf, Incheon (epd). Der Weltklimarat der Vereinten Nationen hat die Menschen zu einem entschlosseneren Kampf gegen die Erderwärmung aufgerufen. Der globale Temperaturanstieg müsse auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden, forderte der Rat am Montag im südkoreanischen Incheon. Nur so könnten enorme Schäden für Mensch und Umwelt wie ein starker Anstieg des Meeresspiegels abgewendet werden, heißt es in einem Sonderbericht des UN-Gremiums. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen bezeichneten der Report als wichtigen Weckruf.

Jeder noch so kleine Anstieg der Temperaturen habe Auswirkungen, warnte der deutsche Klimaforscher Hans-Otto Pörtner, einer der führenden Experten des Gremiums. Es drohe der Verlust ganzer Ökosysteme. Schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen beim Energieverbrauch, in der Industrie und im Transport seien nötig. Mehr als 90 Wissenschaftler und Fachkräfte erstellten den Bericht.

Damit die Erderwärmung 1,5 Grad Celsius nicht übersteigt, müsse die Menschheit den Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase drastisch reduzieren. Der sogenannte Netto-Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) müsse bis 2050 auf null sinken. Jede Emission von CO2 müsse dann ausgeglichen werden, etwa durch Aufforstung. Die Gesetze der Chemie und der Physik machten eine Limitierung der Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius möglich, hieß es.

Eine gute Nachricht

In dem Bericht werden die Konsequenzen aufgelistet, falls die Menschheit die Erderwärmung nicht stark begrenzen kann. Bis zum Jahr 2100 würde ein Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius einen zehn Zentimeter höheren Anstieg des Meeresspiegels zu Folge haben als bei einem Temperaturanstieg um 1,5 Grad Celsius.

Eine Erwärmung um zwei Grad Celsius würde einen eisfreien arktischen Ozean im Sommer mindestens einmal pro Jahrzehnt zu Folge haben. Bei einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius sei mit diesem Phänomen nur einmal pro Jahrhundert zu rechnen.

Die Entwicklungsorganisationen "Brot für die Welt" und Germanwatch sehen in dem Bericht einen "wichtigen Wegweiser aus der Klimakrise". Es sei eine gute Nachricht, dass eine Begrenzung der Erderwärmung bei zügigem und entschiedenem Handeln erreichbar sei, teilten die Organisationen mit.

"Die Botschaft des Weltklimarates ist eindeutig: Jetzt muss gehandelt werden, und alle müssen an einem Strang ziehen", erklärte "Brot für die Welt"-Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel. Dabei müssten arme Länder finanziell unterstützt werden, damit sie ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten.

Entschlossen gegen die Erderwärmung

Wendel Trio, Chef des Bündnisses Climate Action Network Europe, betonte: "Die Wissenschaft sendet uns eine Botschaft der Dringlichkeit und der Hoffnung gleichermaßen." Es bestehe immer noch eine Möglichkeit, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Gleichzeitig sei klar, dass bei einem stärkeren Temperaturanstieg die Wetterextreme heftiger würden. Nach den Worten der Generalsekretärin von Care International, Caroline Kende-Robb, verdeutlicht der Bericht des Weltklimarates, dass die Welt zusammenstehen müsse, um entschlossen gegen die Erderwärmung vorzugehen.

Im Pariser UN-Klimavertrag von 2015 hatten sich die Regierungen darauf geeinigt, den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius und wenn möglich sogar auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das Umweltprogramm der UN und die Weltwetterorganisation der UN gründeten 1988 den Weltklimarat, um regelmäßige wissenschaftliche Arbeiten über die Erderwärmung zu verfassen. 2007 wurde das Gremium mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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