Katar: Baufirma von WM-Stadt zahlt Arbeitern keinen Lohn

In Katar hat eine Firma, die am Bau eines Stadtprojekts für die Fußball-WM beteiligt ist, laut Menschenrechtlern ihren Arbeitern monatelang keinen Lohn gezahlt.

Berlin (epd). Die Arbeitsmigranten aus Indien, Nepal und den Philippinen warten seit 2017 auf ihre Gehälter von der Baufirma Mercury Mena, wie Amnesty International am Mittwoch in Berlin mitteilte. Bereits 2016 sei es zu Verspätungen bei den Lohnauszahlungen gekommen, bis diese schließlich komplett eingestellt wurden.

Amnesty Internation sprach nach eigenen Angaben mit 78 ehemaligen Mitarbeitern von Mercury Mena. Die Firma schulde den Migranten aus Indien, Nepal oder den Philippinen bis zu 2.470 US-Dollar (2.105 Euro). Zum Vergleich: In Nepal muss mehr als Drittel der Bevölkerung mit weniger als zwei US-Dollar (1,70 Euro) pro Tag auskommen. Die Fußball-WM soll 2022 im Golfstaat Katar stattfinden.

"Um Vermittlungsgebühren für einen Arbeitsplatz in Katar bezahlen zu können, haben viele Befragte in ihren Heimatländern hochverzinste Darlehen aufgenommen", sagte Regina Spöttl, Katar-Expertin bei Amnesty Deutschland. Als die Löhne nicht mehr gezahlt worden seien, hätten die Arbeiter kein Geld nach Hause schicken und die Kreditraten nicht mehr zahlen können. Einige Familien seien deswegen gezwungen, Grundbesitz zu verkaufen oder ihre Kinder aus der Schule zu nehmen.

Vorwürfe der Ausbeutung

Laut der Menschenrechtsorganisation sind viele Arbeitsmigranten in Katar mittellos gestrandet, ohne Möglichkeit, in ihre Heimat zurückzukehren. Zudem habe Mercury Mena keine Aufenthaltsgenehmigungen für die Mitarbeiter beantragt. Die Folgen für die Arbeiter seien Festnahmen, Geldstrafen und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

Amnesty gab an, den Geschäftsführer von Mercury Mena mit den Problemen konfrontiert zu haben. Dieser habe zwar zugegeben, dass Löhne aufgrund von unzuverlässigen Geschäftspartnern zu spät gezahlt worden seien, weise aber alle Vorwürfe der Ausbeutung zurück. Aus interner Korrespondenz gehe jedoch hervor, dass das Unternehmen wissentlich Gehaltsversprechen gemacht habe, die nicht zu halten waren.

Amnesty fordert die katarische Regierung auf, die ehemaligen Arbeiter der Baufirma aus dem eigens eingerichteten Wohlfahrtsfonds für Arbeitsmigranten zu bezahlen. Zudem verlangen die Menschenrechtler eine grundlegende Reform des Sponsorensystems, nach dem jeder ausländische Arbeitnehmer einen Sponsor, also einen Arbeitgeber, in Katar braucht, der für ihn bürgt. Dieser Sponsor kann dem Migranten zum Beispiel verbieten, eine neue Arbeitsstelle anzutreten.

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