Rio de Janeiro (epd). Knapp zwei Wochen vor der Präsidentenwahl in Brasilien liegt der rechtsextreme Kandidat Jair Bolsonaro nach wie vor in Führung. Einer am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ibope zufolge kommt der ehemalige Fallschirmjäger auf 28 Prozent der Stimmen. Fernando Haddad von der Arbeiterpartei PT konnte in den vergangenen Wochen deutlich zulegen und liegt mit nun 22 Prozent an zweiter Stelle. Der ehemalige Bürgermeister von São Paulo tritt anstelle des inhaftierten Expräsidenten Luis Inácio Lula da Silva an, dessen Kandidatur aufgrund einer Verurteilung wegen Korruption nicht zugelassen wurde.
Der ultrarechte Bolsonaro, der durch rassistische, frauenfeindliche und homophobe Äußerungen auffällt, gilt als Bewunderer der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985). Aufgrund breiter Ablehnung insbesondere unter Frauen würde er laut Ibope eine eventuelle Stichwahl Ende Oktober gegen Haddad verlieren. Haddad, der unter Lula da Silva (2003-2010) bereits Erziehungsminister war, steht für Kontinuität der erfolgreichen Sozialpolitik seines Mentors.
Tief gespaltenes Land
Drittplatzierter ist derzeit der Mitte-links-Kandidat Ciro Gomes mit elf Prozent. Erst an vierter Stelle kommt mit enttäuschenden acht Prozent der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, Geraldo Alckmin, von der Unternehmerpartei PSDB. Er und die Kandidaten anderer konservativer Parteien, die 2016 die Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff vorantrieben und danach den unbeliebten Übergangspräsidenten Michel Temer stützten, sind in der Wählergunst bislang weit abgeschlagen. Auch die ehemalige Umweltministerin Marina Silva verliert an Zustimmung und liegt jetzt nur noch bei fünf Prozent Stimmenanteil.
Insgesamt bewerben sich für die Wahl am 7. Oktober 13 Kandidaten. Brasilien ist gesellschaftlich tief gespalten. Seit drei Jahren steckt Lateinamerikas größte Volkswirtschaft in einer Wirtschaftskrise mit Rekordarbeitslosigkeit. Zugleich erschüttert der größte Korruptionsskandal in der Geschichte das Land.
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