São Paulo (epd). Für ihn springt der ehemalige Bürgermeister von São Paulo, Fernando Haddad, ein, wie die Führung der Arbeiterpartei PT am Dienstagabend (Ortszeit) in Curitiba offiziell bekanntgab. Bislang trat Haddad als Vize von Lula an, der die Umfragen mit großem Vorsprung angeführt hatte. Lula ist wegen Korruption und Geldwäsche zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er selbst spricht von einem politischen Komplott, um ihn mundtot zu machen.
In einem "Brief an das brasilianische Volk" bat Lula seine Anhänger "von ganzem Herzen", für Haddad zu stimmen. "Von heute an wird Haddad für Millionen Brasilianer Lula sein", schrieb Lula. Er werde niemals die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren sei, akzeptieren. "Ich werde zusammen mit Fernando Haddad für eine neue Regierung für das Volk und die Hoffnung kämpfen", betonte Lula.
Haddad versprach, das politische Erbe von Lula fortzusetzen. In Umfragen liegt Haddad derzeit bei 13 Prozent der Stimmen. Lula hatte 39 Prozent der Stimmen auf sich vereint.
Haddad fehlt Volksnähe
In einer langwierigen juristischen Auseinandersetzung hatte Brasiliens Oberstes Wahlgericht TSE eine Sperre von Lula für die Präsidentschaftswahl am 7. Oktober verfügt. Lula, der alle Vorwürfe bestreitet, und seine Anwälte wehrten sich dagegen und erklärten, dass seine Kandidatur rechtens sei, weil noch Einsprüche gegen die Haftstrafe anhängig sind.
Dem 55-jährigen Haddad fehlt allerdings die Volksnähe seines politischen Ziehvaters. Haddad, der vier Jahre Bürgermeister von São Paulo und sieben Jahre Bildungsminister war, ist zudem landesweit nicht überall bekannt. Er reiste deshalb zum Wahlkampf in die Hochburgen der Arbeiterpartei im armen Nordosten des Landes, wo Lula die absolute Mehrheit in den Umfragen hielt. Die PT hofft, dass Haddad mindestens die Hälfte aller Stimmen von Lula sichern kann. Dann wäre er in der Stichwahl und hätte eine Chance.
Allerdings ist im brasilianischen Wahlkampf noch alles offen. Der rechtsextreme Kandidat Jair Bolsonaro, der inzwischen mit 24 Prozent in den Umfragen auf Platz eins liegt, hatte in der vergangenen Woche einen Messeranschlag überlebt. Vor allem die Umweltaktivistin Marina Silva könnte von Lulas Aus und seinen Wählerstimmen profitieren.
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