Attentat auf ultrarechten Präsidentschaftskandidaten in Brasilien

Gewalt im Wahlkampf schockiert Brasilien: Der aussichtsreiche rechte Bewerber Bolsonaro wurde bei einem Messerangriff schwer verletzt. Er war durch rassistische und frauenfeindliche Aussagen aufgefallen.

Frankfurt a.M./São Paulo (epd). Einen Monat vor der Präsidentenwahl in Brasilien ist auf den ultrarechten Kandidaten Jair Bolsonaro ein Anschlag verübt worden. Der Politiker sei am Donnerstag auf einer Wahlkampfveranstaltung im südwestlichen Bundesstaat Minas Gerais mit einem Messer angegriffen und schwer am Bauch verletzt worden, berichtete die Tageszeitung "Folha de São Paulo".

Bolsonaro wurde sofort in einer Klinik operiert. Der 40-jährige offenbar verwirrte Angreifer wurde festgenommen. Er sagte aus, er sei von Gott geschickt worden, wie örtliche Medien berichteten. Inzwischen hat sich Bolsonaro in einem Video selbst aus dem Krankenhaus gemeldet und dem Ärzteteam gedankt. Die Präsidentenwahl ist am 7. Oktober geplant.

"Bedauerlicherweise war es schlimmer, als wir dachten. Auch die Leber, die Lunge und der Darm wurden verletzt. Er verlor viel Blut, erreichte fast tot das Krankenhaus", schrieb Bolsonaros Sohn Flavio auf Twitter. Der Verletzte muss mindestens eine Woche im Krankenhaus in Juiz de Fora bleiben. Eine Verlegung sei derzeit nicht möglich, erklärten die Ärzte. Sein Zustand sei aber stabil.

"Gewalt gegen die Demokratie"

Seine Anhänger versammelten sich in im Zentrum von Großstädten wie São Paulo und zündeten Kerzen an. Übereinstimmend verurteilten auch seine politischen Gegner den Anschlag. Die Präsidentschaftskandidatin und Ex-Umweltministerin Marina Silva rief die Brasilianer zur Besonnenheit auf. Sie weise jede Art von Gewalt zurück, "egal woher sie kommt", erklärte sie via Twitter.

"Gewalt gegen einen Kandidaten oder Wähler ist Gewalt gegen die Demokratie", erklärte auch Brasiliens Generalstaatsanwältin Raquel Dodge. Brasiliens Ex-Präsidentin Dilma Rousseff, die für den Senat kandidiert, warnte aber, dass das Verbreiten von Hass solche Handlungen nach sich ziehe.

Homosexuellenfeindliche Äußerungen

Der ehemalige Fallschirmspringer Bolsonaro bewundert die Zeit der Militärdiktatur (1964-1985) und fiel durch rassistische und homosexuellenfeindliche Äußerungen auf. Gegenüber einer Politikerin hatte Bolsonaro einmal gesagt, sie habe es nicht verdient, vergewaltigt zu werden, "weil sie sehr hässlich ist". Bolsonaro, der zum ultrarechten Lager zählt, liegt mit rund 19 Prozent auf Platz zwei der Umfragen zur Präsidentenwahl.

Bis jetzt führt Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Umfragen mit großem Vorsprung an. Der Linkspolitiker ist allerdings wegen Korruption und Geldwäsche zu zwölf Jahren Haft verurteilt und darf gar nicht kandidieren. An seine Stelle soll sein Vize, Ex-Bildungsminister Fernando Haddad, nominiert werden. Lulas Arbeiterpartei PT will den Wechsel am Dienstag offiziell bekanntgeben. Umfragen zufolge könnte Haddad höchstens 50 Prozent der Lula zugedachten Stimmen auf sich vereinigen. Wie sich der Anschlag auf die Wahl auswirken wird, ist noch nicht absehbar.

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