Berlin /Genf (epd). UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock befürchtet eine neue Gewalteskalation im Bürgerkriegsland Syrien. In der nordwestlichen Provinz Idlib drohe durch eine mögliche Schlacht eine der schlimmsten Katastrophen des 21. Jahrhunderts, warnte er am Dienstag bei einer Veranstaltung zu 50 Jahren humanitärer Hilfe im Auswärtigen Amt in Berlin.
In Idlib hätten sich auch zahlreiche dschihadistische Kämpfer verschanzt, die sich an keinen anderen Ort mehr zurückziehen könnten, sagte Lowcock. Daher müsse eine politische Lösung für das Gebiet gefunden werden und man dürfe nicht unbedarft in diese Situation hineingehen.
Außenminister Heiko Maas (SPD) betonte mit Blick auf Idlib: "Die Drähte glühen heiß", damit es nicht zur Schlacht komme. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe mit Moskau und Washington gesprochen, er selbst fliege am Mittwoch in die Türkei. Derzeit wird eine baldige Militäroffensive des syrischen Assad-Regimes auf die Rebellenhochburg Idlib erwartet. Von den Kämpfen um die Region wären nach UN-Schätzungen fast drei Millionen Menschen betroffen, davon sind viele Flüchtlinge.
Russland und Iran unterstützen Assad
Machthaber Baschar al-Assad hatte mehrfach angekündigt, dass er Idlib zurückerobern wolle. Es handelt sich um eines der letzten großen Gebiete, das Assad zuvor an Aufständische verloren hatte.
Unterdessen betonte der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, dass er weiter eine politische Lösung für den gesamten Konflikt anstrebe, in dem seit 2011 Hunderttausende Menschen ums Leben gekommen sind.
Anfang kommender Woche will de Mistura in Genf mit Vertretern Russlands, des Irans und der Türkei über die Bildung eines syrischen Verfassungskomitees beraten. Russland und der Iran unterstützen politisch und militärisch das Assad-Regime, die Türkei bekämpft kurdische Milizen in Nordsyrien.
Ende kommender Woche will de Mistura mit Abgesandten aus den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und aus arabischen Staaten die Lage in Syrien erörtern.
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