Tschadsee: Maas sagt 100 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zu

epd-bild/Andrea Staeritz
Von Boko Haram vertriebene nigerianische Frauen mit ihren Kindern
Internationale Konferenz berät über Zukunft der afrikanischen Krisenregion
Die Tschadsee-Region ist Schauplatz von Terror, Armut und Hunger. Zum zweiten Mal trafen sich auch auf deutsche Initiative Staaten in Berlin, um über Hilfe zu beraten. Deutschland und die EU sagten weitere finanzielle Unterstützung zu.

Berlin (epd). Deutschland gibt weitere 100 Millionen Euro für humanitäre Hilfe in der vom Terrorismus gebeutelten Tschadsee-Region. Das Geld werde bis 2020 bereitgestellt, kündigte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Montag bei einer Konferenz zur Unterstützung für die Region an, die Teile von Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad umfasst. Weitere 40 Millionen Euro sollen nach Angaben von Maas in diesem und im nächsten Jahr in Sicherheit und Präventionsprojekte dort fließen. Auch die EU versprach ein neues Hilfspaket.

Berlin ist in diesem Jahr Gastgeber für eine zweitägige Konferenz, bei der es um humanitäre Hilfe und langfristige Perspektiven für die Tschadsee-Region gehen soll. Infolge von Terror, Klimawandel und Armut sind Millionen Menschen auf der Flucht und auf Nothilfe angewiesen. Maas sagte, es gebe dort nach wie vor Menschen, "die unglaublich leiden". Zehn Millionen Menschen seien in der Region auf humanitäre Hilfe angewiesen. 2,4 Millionen Menschen mussten nach Angaben des Auswärtigen Amts aus ihrer Heimat fliehen.

Neben Vertretern der Anrainer-Staaten waren auch Vertreter von regionalen und UN-Organisationen angereist, darunter UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock. Er sagte, die humanitäre Situation sei durch Anstrengungen der Nachbarn und durch internationale Hilfe zwar besser geworden. Noch immer sei es aber nicht gelungen, alle Menschen mit Nothilfe zu erreichen, die dies bräuchten. Viele lebten in unzugänglichen Regionen. Seinen Worten zufolge haben bislang rund sechs Millionen Menschen von humanitärer Hilfe profitiert.

Umfassendes Hilfsprogramm

Im Februar 2017 hatte es bereits in Oslo eine erste Geberkonferenz für die Krisenregion am Tschadsee gegeben. Damals versprachen die beteiligten Länder und Organisationen Unterstützung in Höhe von 672 Millionen Dollar. Deutschland sagte 100 Millionen Euro zu, die nach Worten von Maas inzwischen vollständig in Projekte geflossen sind.

Die EU-Kommission kündigte am Montag ein Paket in Höhe von 138 Millionen Euro an. Es soll Entwicklungshilfe und kurzfristige humanitäre Hilfe umfassen und den vier angrenzenden Ländern zugutekommen. Die EU finanziert mit ihren Hilfen unter anderem Nahrung, medizinische Versorgung und Unterkünfte sowie Bildung und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Die neuen Zusagen sind Teil eines umfassenderen Hilfsprogramms im Wert von insgesamt rund 232 Millionen Euro. Der für humanitäre Hilfe verantwortliche Kommissar Christos Stylianides, der zu der Konferenz nach Berlin gekommen war, drängte in einer Erklärung alle Konfliktparteien dazu, den ungehinderten Zugang zur gesamten Region zu gewährleisten, "damit unsere Hilfe die Bedürftigen erreichen kann".

"Ökologische Katastrophe"

Die Hilfsorganisation Caritas International forderte anlässlich der Konferenz, die Zivilbevölkerung am Tschadsee besser zu schützen. Die Menschen seien nach wie vor massiver sexueller Gewalt, Zwangsrekrutierungen und Ermordungen durch bewaffnete Gruppen ausgesetzt, erklärte der Leiter der Organisation, Oliver Müller.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Frithjof Schmidt forderte, auch der "ökologischen Katastrophe" am Tschadsee mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Der See sei seit den 1960er Jahren um 90 Prozent geschrumpft. Die internationale Gemeinschaft müsse mehr finanzielle Mittel für den Kampf gegen den Klimawandel bereitstellen.

Die Konferenz in Berlin geht am Dienstag weiter. Im Mittelpunkt steht dann die Frage, welchen Beitrag zivilgesellschaftliche Organisationen bei der Lösung des Konflikts am Tschadsee leisten können.

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