Die UN-Kommission zu Jemen hat der Militärkoalition unter Saudi-Arabien Kriegsverbrechen zur Last gelegt. Gezielte Luftangriffe auf zivile Ziele hätten viele Menschenleben gefordert, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Kommission. Militär-Flugzeuge der Koalition hätten in den vergangenen Jahren Wohngebiete, Märkte, Beerdigungen, Hochzeiten, Gefängnisse, zivile Schiffe und Gesundheitseinrichtungen angegriffen. Zudem verletze die Koalition mit der Blockade von Seehäfen, Flughäfen und Landverbindungen in den Jemen das humanitäre Völkerrecht, erklärte der Vorsitzende der Kommission, der Tunesier Kamel Jendoubi.
Unterdessen warnte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR vor einer weiteren Eskalation der Kämpfe um die strategisch wichtige Hafenstadt Al-Hodeida. Durch die Stadt gelangen in normalen Zeiten vier Fünftel aller Lebensmittel in den Jemen. Hunderttausende Menschen sind der Organisation zufolge auf der Flucht. Es bestehe die Gefahr, dass viele Kinder auf der Flucht von ihren Eltern getrennt und Frauen Opfer sexueller Gewalt würden. Das UNHCR versuche, den Geflohenen Schutz und eine sichere Unterkunft zu bieten.
Alle Täter zur Rechenschaft ziehen
Seit Juni versucht die Saudi-Koalition Al-Hodeida von den Huthi-Rebellen zu erobern. Auch den Rebellen wirft die Jemen-Kommission grobe Verstöße gegen das Völkerrecht vor. Laut dem Gremium, das seit 2017 im Auftrag des UN-Menschenrechtsrats ermittelt, setzen die Milizen Waffen mit einer weiten Streuung in städtischen Kampfzonen ein und nehmen damit zivile Opfer in Kauf. Laut den UN wurden im Jemen-Konflikt seit März 2015 mindestens 6.600 Zivilisten getötet, mehr als 10.500 hätten Verletzungen erlitten.
Wie die UN-Experten verlangt auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, dass alle Täter des Jemen-Konflikts zur Rechenschaft gezogen werden. Bislang jedoch herrsche Straffreiheit, die zu immer neuen Verbrechen verleite.
Der Konflikt hat eine dramatische humanitäre Katastrophe in einem der ärmsten Länder der Welt ausgelöst. Fast drei Viertel der 27 Millionen Jemeniten sind auf Hilfe angewiesen, um überleben zu können. Seit März 2015 unterstützt die von Saudi-Arabien geführte Koalition den Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. Seine Regierung kämpft gegen die Huthi-Rebellen, die vom Iran Hilfe erhalten.
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