Osnabrück (epd). Die Mitgliedsunternehmen listeten zwar Maßnahmen auf, wie sie für Umweltschutz und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sorgen wollten, sagte Kinderrechtsexpertin Barbara Küppers am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Osnabrück. Aber ob diese Maßnahmen tatsächlich zum Ziel führten, werde nicht kontrolliert: "Die Jahrespläne werden lediglich am Schreibtisch daraufhin geprüft, ob sie plausibel, also grundsätzlich erreichbar sind. Auch Fortschrittsberichte werden nicht in der Realität geprüft."
Dem Bündnis gehören Textilunternehmen wie Adidas, C&A, Primark oder H&M, aber auch zivilgesellschaftliche Organisationen wie terre des hommes an. Es war 2014 als Reaktion auf den Einsturz und den Brand maroder Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan mit mehr als 1.000 Toten gegründet worden. Die Mitglieder dokumentierten in Jahresplänen, sogenannten Roadmaps, welche Beiträge sie jeweils zu den Zielen des Bündnisses leisten wollten.
Hungerlöhne und Kinderarbeit
Das Textilbündnis hatte am Montag mitgeteilt, dass die Pläne insgesamt dazu führten, 160 gefährliche chemische Substanzen schrittweise aus der Produktion zu verbannen. Bis zum Jahr 2020 wollten die Mitglieder mindestens 35 Prozent nachhaltig produzierte Baumwolle einsetzen. Die Unternehmen des Bündnisses repräsentieren 50 Prozent des deutschen Textilmarktes. Die Mitgliedschaft ist freiwillig.
Das Kinderhilfswerk fordert dagegen wirksame und verbindliche Regeln, die für alle Unternehmen gelten. In den meisten Ländern, in denen Textilien für den europäischen Markt hergestellt würden, seien die Bedingungen noch immer schlecht, sagte Küppers. "Frauen arbeiten zu Hungerlöhnen. In der Baumwollernte schuften Kinder. In Spinnereien herrscht Sklaverei." Verbrauchern riet sie, die Sozialsiegel zu beachten, die in der terre-des-hommes-Broschüre "Konsum ohne Kinderarbeit" aufgelistet sind.
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