Rio de Janeiro (epd). Wegen der Rekrutierung von Minderjährigen sind in Kolumbien Haftbefehle gegen führende Mitglieder der ELN-Guerilla ausgestellt worden. Das Kommando der letzten noch aktiven Rebellengruppe des südamerikanischen Landes begehe dieses Kriegsverbrechen in den Departements Arauca, Antioquia und Chocó, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Sonntag (Ortszeit) mit. Gesucht werden fünf Mitglieder des Kommandostabs und elf regionale Kommandeure.
121 Jungen und Mädchen
Den Ermittlungen zufolge zwingt die Guerilla insgesamt 121 Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis 17 Jahren zu Kriegsdiensten. Unter anderem müssten sie lange Wachdienste leisten, Waffen transportieren oder Entführte bewachen.
Seit bald eineinhalb Jahren führt die ELN Friedensverhandlungen mit der Regierung. Die Gespräche kamen bislang nur schleppend voran und werden immer wieder durch neue Kampfhandlungen belastet. Der neue Präsident Iván Duque, der Anfang August die Regierungsgeschäfte übernahm, steht dem Dialog kritisch gegenüber und machte die Fortsetzung von Bedingungen abhängig.
Anschlag auf Ölpipeline
Zuletzt hat die ELN wieder mehrere Uniformierte und auch Zivilisten entführt. Sicherheitskräfte machen die linken Rebellen zudem für einen Anschlag auf eine Ölpipeline an diesem Wochenende verantwortlich. Nachdem zum Ende der Amtszeit von Duques Vorgänger Juan Manuel Santos keine Einigung auf eine Waffenruhe erreicht werden konnte, sind die Verhandlungen unterbrochen.
Mit der größeren Farc-Guerilla unterzeichnete die Regierung Kolumbiens Ende 2016 ein umfassendes Friedensabkommen. Seit der Entwaffnung der Farc-Kämpfer rivalisieren allerdings kriminelle Gruppen, Paramilitärs, Dissidenten der einstigen Farc und teils auch die ELN-Guerilla um die Kontrolle in den von den Guerilleros verlassenen Gebieten. Gewalttaten gegen die Bevölkerung und die Verfolgung von Menschenrechtlern bedrohen den Fortbestand des Friedensprozesses.
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