Menschenrechtler: Zunehmende Gewalt gegen Oppositionelle in Simbabwe

Polizei fahndet nach neun hochrangigen Oppositionsmitgliedern
In Simbabwe geht auch der Nachfolger des langjährigen Herrschers Robert Mugabe brutal gegen Gegner vor. Menschenrechtler kritisieren eine zunehmende Gewalt. Der Erzbischof der Hauptstadt Harare forderte einen Versöhnungsprozess.

Harare, Frankfurt a.M. (epd). In Simbabwe geht die Regierung auch nach den Wahlen gegen Anhänger der Opposition vor. Die Polizei fahndet laut einem Bericht der Staatszeitung "The Herald" vom Dienstag nach neun hochrangigen Politikern der Oppositionspartei MDC, darunter auch der angesehene frühere Finanzminister Tendai Biti. Sie werden beschuldigt, in der vergangenen Woche zu illegalen Protesten aufgerufen zu haben. Menschenrechtlern zufolge nimmt die Verfolgung von Oppositionellen seit Anfang August zu. Derweil rief der Erzbischof der Hauptstadt Harare, Robert Christopher Ndluvo, zu einem Versöhnungsprozess auf.

Auf der Suche nach MDC-Parteifunktionären hätten Polizisten, Soldaten und bewaffnete Schläger in den vergangenen Tagen zahlreiche Personen in Harare verfolgt und verprügelt, hieß es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Zudem hätten Soldaten vergangene Woche scharf auf Oppositionsanhänger geschossen, die vor der Wahlkommission demonstrierten, als bekannt wurde, dass die Regierungspartei Zanu-PF bei den Auszählung auf eine Zweidrittelmehrheit im Parlament zusteuert. Mindestens sechs Menschen wurden getötet.

Nationaler Versöhnungsprozess gefordert

Dieses Vorgehen beweise, dass sich Präsident Emmerson Mnangagwa nicht wie behauptet an die Menschenrechte halte, sagte der Direktor für das südliche Afrika von Human Rights Watch, Dewa Mavhinga. Mnangagwa wurde am 30. Juli nach offiziellen Zahlen mit 50,8 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Davor war der frühere hochrangige Militär Übergangspräsident. In Harare gewann die Opposition die Wahlen. Sie bezeichnet das landesweite Ergebnis als gefälscht.

Der Erzbischof von Harare, Robert Christopher Ndluvo, forderte einen nationalen Versöhnungsprozess. "Die politischen Spaltungen im Land sind real und können nicht einfach weggewischt werden", sagte Ndluvo laut dem katholischen Hilfswerk Misereor. Die beiden stärksten Parteien müssten zusammenkommen und diskutieren, wie das Land nach vorne gebracht werden kann. Wenn nötig, müsse eine Regierung der Nationalen Einheit gebildet werden, sagte der Erzbischof.

Hoffnungen auf einen demokratischen Aufbruch

Mnangagwa regiert Simbabwe seit dem durch die Armee erzwungenen Rücktritt des langjährigen Staatschefs Robert Mugabe im November. An die ersten Wahlen nach der Ära Mugabe knüpften sich Hoffnungen auf einen demokratischen Aufbruch. Der 94-jährige Mugabe hatte das Land seit der Unabhängigkeit 1980 mit harter Hand regiert. Seine Herrschaft war gekennzeichnet von einer zunehmenden Unterdrückung von weißen Farmern, Kritikern, Menschenrechtlern und Journalisten. Bei den Wahlen 2008 wurden etwa 200 Menschen getötet.

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