Human Rights Watch fordert Schutz für Rohingya in Bangladesch

epd-bild/Nicola Glass
Flüchtlingscamp in Cox's Bazar
Vor einem Jahr flohen mehr als 700.000 Angehörige der muslimischen Rohingya aus Myanmar. Im benachbarten Bangladesch werden sie nur geduldet.

Bangkok, Frankfurt a.M. (epd). Rund ein Jahr nach der Massenflucht der muslimischen Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch hat Human Rights Watch mehr Schutz für die Betroffenen gefordert. Das "Kutupalong-Balukhali Expansion Camp" im Distrikt Cox's Bazar sei inzwischen das größte Flüchtlingslager der Welt und extrem überfüllt, heißt es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation. Dort herrsche ein erhöhter Risiko übertragbarer Krankheiten und häuslicher Gewalt. Zudem komm es zu Spannungen innerhalb der Gemeinschaft. Auch seien wegen des Monsuns derzeit 215.000 Rohingya durch Überschwemmungen und Erdrutsche gefährdet.

Nach Beginn einer brutalen Offensive der myanmarischen Armee hatten Ende August 2017 mehr als 700.000 Angehörige der muslimischen Volksgruppe Schutz im Nachbarland gesucht. Bei früheren Gewaltwellen waren über 200.000 Rohingya aus Myanmar geflohen.

Human Rights Watch: Rohingya als Flüchtlinge registrieren

In Zeiten, in denen viele andere Staaten Schutzsuchende zurückwiesen, habe Bangladesch seine Grenzen offen gehalten, lobte Bill Frelick, Flüchtlingsexperte von Human Rights Watch. Die Verantwortung für die Krise liege bei Myanmar, während Bangladesch die Folgen schultern müsse. An die Behörden in Bangladesch appellierte er, die Rohingya offiziell als Flüchtlinge zu registrieren. Bislang gelten sie als "gewaltsam vertriebene Staatsangehörige aus Myanmar". Kinder sollten die Schule besuchen und Erwachsene ihren Lebensunterhalt außerhalb der Camps verdienen können, forderte Frelick.

Myanmar betrachtet die Rohingya als illegale Einwanderer aus Bangladesch. Die Rohingya wollen zurück, aber nur, wenn Myanmar ihnen die Bürgerrechte verleiht. "Bangladesch ist nicht mein Land", sagte der für den gleichnamigen Bericht interviewte 24-jährige Kadir Ahmed. "Wenn Myanmar nicht damit begonnen hätte, uns zu töten und zu foltern, wären wir nicht fortgegangen."

Bangladesch wisse zwar, dass es die Flüchtlinge auf längere Sicht nicht zurückschicken könne, heißt es in dem Bericht von Human Rights Watch weiter. Dennoch beharre die Regierung Dhaka darauf, dass der Aufenthalt der Rohingya vorübergehend sei und blockiere den Bau dauerhafter, sturmsicherer Unterkünfte. Örtlichen Medien zufolge planen die Behörden, 100.000 Flüchtlinge auf die unbewohnte Insel Bhasan Char umzusiedeln. Fachleuten zufolge kann diese trotz verstärkter Dämme durch einen Zyklon komplett überschwemmt werden.

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